Vom Natternkrönlein
Ein Bauer aus der Umgebung von Söchau war einmal beim Streurechen zu einem Natterngraben gekommen und entdeckte unter den vielen Schlangen auch eine, die ein blitzendes Krönlein auf dem Kopf trug; das war die Natternkönigin. Weil er nun wusste, dass so ein Natternkrönlein dem Besitzer viel Glück brachte, eilte er rasch nach Hause, um sich ein eisernes Pflugrad zu holen. Dieses umwickelte er reichlich mit Stroh und rannte damit zum Natterngraben zurück. Dort zündete er das Stroh an und rollte das brennende Rad in den Graben hinab. Entsetzt flüchteten die Schlangen auseinander und krochen in ihre Höhlen. Dabei verlor die Natternkönigin ihr Krönlein, das sich der Bauer rasch holte und es rasch in seine Tasche steckte. Das Pflugrad aber hob er auf seine Achsel, um es wieder nach Hause zu tragen. Die Natternkönigin hatte sich im Achsenloch des Rades versteckt, kroch nun hervor, wand sich blitzschnell um den Hals des Bauern und erwürgte ihn. Dann holte sie das Krönlein und war im nächsten Augenblick wieder verschwunden.
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Da war eine arme Magd viel glücklicher. So oft sie die Kühe molk, erschien im Stall eine Kronennatter und erhielt von dem gutmütigen Mädchen auf einem Tellerchen ein wenig Milch. Als das Jahr um war, kam die Magd zu einem anderen Bauern in Dienst. Noch am letzten Tag gab sie der Schlange ein Lackerl Milch auf das weiße Tellerchen. Die Natter ließ sich die Milch gut schmecken, und zum Dank für die empfangene Wohltat legte sie ihr goldenes Krönlein auf den Teller und verschwand. – Das Natternkrönlein brachte der guten Magd viel Glück, das ihr auch bis ans Lebensende treu blieb.
Quelle: Brauner Franz (Hrsg.), Die Oststeiermark, in: Was die Heimat erzählt, Heft 11 S. 104., Graz 1953
Email-Zusendung Franz A. Rabl, Fürstenfeld, November 2008