Die Quelle in der Einöde bei Graz
In der steilen Schlucht des Einödgrabens entsprang einst eine ergiebige Quelle, die für die ganze Gegend reichlich Wasser spendete. Man erzählt sich darüber folgendes:
Als vor langer Zeit das Land von einer argen Trockenheit heimgesucht wurde, erschienen in der Einöde drei Jungfrauen und versprachen den verzweifelten Bauern, deren Brunnen leer standen und die bereits um ihr Vieh bangten, eine Quelle aus dem Berg springen zu lassen.
Es waren Brunnenjungfern, die im Schöße der Erde an den Urquellen wohnen und zuweilen den Menschen erscheinen, um ihnen zu helfen.
Aber sie stellten eine Bedingung: Es durften nur Frauen und Kinder von der Quelle Wasser holen, sollte ein Mann hinkommen, würde dies Unglück bringen. Von weit und breit kamen nun Frauen und Mütter mit ihren Kindern herbei, um das kostbare Wasser zu holen, und beim Wasserbankl wurde bald allgemein von der besonderen Heilkraft der Quelle gesprochen. Heute ist die Quelle versiegt, ob man die Warnung der Jungfrauen zu wenig beachtet hat?
Quelle: Friderike Tuder, mündlich 1993.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 166.