Der Schratl in St. Radegund
Ein Bauer in Radegund, der vulgo „Allathomerl“, hatte ein Paar kohlschwarze, feurige Hengste, in die der Schratl ganz verliebt war.
Obwohl der Bauer bestens für die Pferde sorgte, fütterte sie der Schratl und holte sogar das Futter von weit her.
Insbesondere trachtete der Schratl, soviel als nur möglich „Hanserlheu“, das im Murtal zu Johanni gemäht wird, zu erlangen, da es für die Pferde heilkräftig, ja, sogar wunderwirkend sein soll.
Als ein alter Bauer vom Zösenberg in der Johannisnacht nach Andritz ging, begegnete ihm im Annagraben nächst dem Weidangerkreuz der Schratl in Gestalt eines kleinen, buckligen Männchens mit einem großen Bund Heu, den er emsig vor sich herrollte.
Der Bauer fragte den Schratl, was er denn da habe. Der Schratl erwiderte lustig: „Hanserlheu, Hanserlheu!“
„Wo trägst es denn hin?“, fragte der Bauer.
„Allathomerl, Allathomerl“, antwortete darauf das Männlein und kollerte munter das Bündel auf der Straße weiter.
Quelle: Hans von der Sann, Andritz und Umgebung.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 151.