Die Tür beim Schöcklkreuz
Mein Großvater, geboren im Jahre 1805, erzählte mir folgendes vom Schöcklkreuz:
„Zwei Bauern, die vom Rinderkaufen heimgingen, mußten den Weg über den Schöckl passieren.
Es war gerade Gebetläutzeit zwischen acht und neun Uhr abends, als sie zum Schöcklkreuz kamen.
Der eine Bauer war etwas zurückgeblieben, er hieß Anton Hopfer, der andere Michael Baßler.
Der letztere verrichtete in der Meinung, der Genosse käme bald nach, sein Abendgebet beim Kreuz. Zu seinem Erstaunen sah er plötzlich eine Tür, die sich daneben im Boden öffnete, ähnlich einer Falltüre.
Er war diesen Weg schon oft gegangen, hatte aber nie zuvor die Tür bemerkt. Als er nachsehen wollte, wurde er von seinem Freund gerufen. In diesem Augenblick verschwand die geheimnisvolle Tür, und der Mann griff mit seinen Händen in dichtes Haselgesträuch. Andere Leute, die in die Nähe des Kreuzes kamen, haben zwei Lichter bemerkt, die helles Feuer sprühten, aber merkwürdig, als sie näherkamen, war keine Spur mehr davon zu sehen."
Quelle: Peter Sorger, HS o. J.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 195.