Zähne werden Taler
Auf dem Klinserberg im Buchwald - Altenmarkt gegenüber - soll vorzeiten eine feste Burg gestanden sein. Die Besitzer waren sehr reich, aber auch überaus hochmütig, geizig und hartherzig. Sie ließen die Nahrungsmittel lieber verderben, bevor sie arme Leute beschenkten, die oft Hunger leiden mussten. Die Strafe für diese Hartherzigkeit blieb auch nicht aus. Eines Tages versank das ganze Schloss samt den Herren im Erdboden.
Einst ging eine Mutter mit ihrem Kind in den Klinsergraben, um Beeren zu pflücken. Als sie genug gesammelt hatte, wollte sie heimgehen, konnte aber ihr Kind nicht finden, das sich, wie sie glaubte, im Wald verirrt hatte. Alles Rufen und Suchen half zunächst nichts. Als die Frau verzweifelt umherblickte, sah sie plötzlich am Berghang eine vorher nie gesehene Höhlenöffnung. Zögernd, ein wenig aber auch neugierig, ging sie hinein und sah drinnen, wie ihr Kind fröhlich auf einer Truhe saß und mit den weißen Zähnen spielte, mit denen die offene Truhe randvoll gefüllt war. Mit einem Jubelruf riss sie ihr Kind an sich, herzte und küsste es und wollte schon die Höhle verlassen. - „Mutter“, sagte das Kind, „nimm doch ein paar Zähne heraus, damit ich zu Hause mit ihnen spielen kann!“ Rasch griff die Frau in die Truhe, steckte ein paar Zähne in die Tasche und eilte hinaus. Als das Kind zu Hause die Zähne verlangte und die Mutter in die Tasche griff, konnte sie zu ihrer größten Freude feststellen, dass sich die Zähne in lauter blanke Silbertaler verwandelt hatten. Jetzt tat es ihr freilich leid, dass sie nicht mehr „Zähne“ mitgenommen hatte.
So oft sie suchte, sie konnte den Höhleneingang nie mehr finden.
Quelle: Brauner Franz (Hrsg.), Die Oststeiermark, in: Was die Heimat erzählt, Heft 11 S. 100f, Graz 1953
Email-Zusendung Franz A. Rabl, Fürstenfeld, November 2008