KUNSTSCHÄTZE IM SALZBERGWERK

Dem Ausseer Berg war im Laufe des Zweiten Weltkrieges eine besondere Rolle zugedacht worden. Er sollte während der Zeit der ungeheuren Zerstörungen ein Asyl werden für die wertvollsten Gemälde, Plastiken, Holzschnitzereien, Teppiche usw., die aus allen von den Deutschen besetzten Gebieten nach Aussee gebracht und in den großen Räumen des Salzberges, die für diesen Zweck unter Aufsicht von Fachleuten vorbereitet worden waren, untergebracht wurden. Die Kunstschätze standen unter ständiger militärischer Bewachung und Betreuung durch Fachleute, damit sie keinen Schaden erleiden konnten. Gegen Ende des Krieges wurden in diese Lagerräume noch acht schwere Kisten mit der Inhaltsangabe "Marmor" gebracht. Bald sickerte es jedoch durch, daß diese Kisten Fliegerbomben enthielten, die im Falle des Einmarsches des Feindes zur Explosion gebracht werden sollten, um die Kunstwerke zu vernichten. Die Bergleute, Beamte und Arbeiter, waren eines Sinnes, daß dieser wahnwitzige Plan, der nicht nur den Verlust wertvoller und unersetzbarer Kunstschätze zur Folge gehabt, sondern auch den dortigen Bewohnern und ihren Nachkommen die Arbeitsplätze geraubt hätte, auf keinen Fall zur Durchführung kommen dürfe. Mit der Angabe, die Kunstschätze noch besser zu sichern, wurden alle zu den Räumen führenden Zugänge mit Bohrlöchern versehen und diese mit Sprengstoff geladen, so daß im Notfall die Bergungsräume jederzeit unzugänglich gemacht werden konnten. Dann wurden des Nachts von einer ausgewählten Schar der Belegschaft die Sprengbomben aus den Lagerräumen entfernt. Nach Durchführung dieses gefährlichen Vorhabens wurden die Zugänge durch die vorbereitete Sprengung geschlossen. Ihre Öffnung wurde erst nach dem Eintreffen der amerikanischen Soldaten durchgeführt.

Wenn diese Kunstschätze an ihren früheren Standorten unbeschädigt wieder aufgestellt werden konnten und von künftigen Generationen noch bewundert werden können, so mögen die Beschauer daran denken, daß es die braven, um die Freiheit kämpfenden Bergleute von Altaussee waren, denen die Erhaltung dieser Kunstwerke zu danken ist.


Quelle: Aus der Festschrift: 800 Jahre Salzbergwerk Altaussee. Wien o. J. = 1947
Anmerkung: Sachlich bzw historisch richtige Darstellung, allerdings mit Ansatz zur Legendenbildung