Der Pfaffenmord.
Einer der Ritter von Schalun war ein gar roher Geselle, der weder das Bettelgeld noch das Kirchengold schonte. Derselbe hatte nun eines Tages die Kirche von Niederwölz ausgeraubt und die Leute erschlagen, die sich ihm entgegengestellt hatten. Der Pfarrer, der gerade auf einem Versehgang war, betrat nun von Oberwölz aus die Höhlenburg und sorderte die heiligen Gefäße zurück und fluchte, als der Schaluner ihn verlachte, ihm und seinem Geschlechte. Da ergrimmte der Burgherr, ließ ihn ergreifen und in der Solterkammer enthaupten.
Wie nun dies die Wölzer erfuhren, warteten sie geduldig bis zum Maxlonkirchtag; denn sie wußten, daß der Raubritter jedes Jahr kam und sich unter die Marktleute mischte. Tatsächlich kam er hinab, doch mit einer starken Schar; jedoch der schlaue Wirt verstand es, den Ritter von seiner Begleitung wegzulocken, dann überfiel man ihn, und als die bezechten Burgknappen nach ihrem Herrn auf Suche gingen und nach Oberwölz kamen, hielt man ihnen den Schädel des enthaupteten Räubers entgegen.
Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 56.
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