Die Gschneckertfässer im Schloß.
Meine Großmutter hatte eine nicht ganz gescheite Tochter gehabt. Die ist eines späten Abends am Silberbergerschloß vorbei heimgegangen; es mochte etwa in den Sechzigerjahren gewesen sein. Wie sie da an den Ruinen vorbeigeht, packt sie die Neugier, was die Schatzgräber in den Ruinen ausgerichtet. Sie sieht den Boden klein derwühlt, und nicht weit davon steht eine Tür sperrangelweit offen. Sie geht hinein und kommt in eine Reihe von Kammern und da sind Fässer voll Gschneckert (Hächsel) gestanden. Sie schaut und denkt, wie wohl diese da herein gekommen sein mögen. Da ruft es plötzlich draußen "Agnes", gerade als wenn die Mutter gerufen hätte. Sie eilt dem Schrei nach und kommt hinaus; niemand war da. Sie geht wieder ins Schloß, findet aber weder die Kammern noch die Tür mehr, wo die Gschneckertfässer gestanden hatten.
Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 10.
© digitale Version SAGEN.at