Die glühenden Eierschalen.
Ein Pfleger muß geradezu ein wahrer Teufel gewesen sein. Er war ein wüster Spieler und hatte mit den Pflegern der Nachbarburgen so manche Nacht durchgespielt und an sie ungeheure Geldsummen verspielt.
Was er aber verspielte, das wollte er wieder durch Straßenraub und Bedrückung der Untertanen hereinbringen. So hatte er mit den Pflegern vom Puxerloch, von Saurau und Katsch ein Bündnis geschlossen, um die Kaufleute auszubeuten, welche durch das Murtal oder aus Friesach ihre Waren lieferten. Und so mancher von diesen wanderte in die festen Verliese der Burg Stein.
Besonders schwer aber fühlten die Bauern des Steinberges die schwere Faust des Pflegers. Gebrach es in der Burgküche an Butter, an Speck, an Eiern usw., so schickte er hinaus zu einem der Bauern und dieser mußte dafür aufkommen, ohne dafür auch nur einen roten Keller zu erhalten.
Einmal nun hatte der Pfleger seine Kumpane zu Gästen und wollte sie fürstlich bewirten, aber es fehlte in der Küche an Eiern. Da schickte er zu Pirker am Steinberg, dieser müsse binnen einer Stunde hundert Eier auf die Burg bringen.
Es war gerade zur Zeit, da die Hühner sehr spärlich legten, und der Bauer brachte samt seiner ganzen Nachbarschaft kaum dreißig Eier auf.
Ängstlich brachte der Alte, ein allgemein geachteter Mann, die Eier in die Küche und sagte seine Entschuldigung. Der Pfleger aber, der gerade in der Küche war, ergrimmte darob, ließ ihm Rock und Hemd vom Leibe reißen und mit glühend heißen Eierschalen, die in Pfannen erhitzt worden waren, den Rücken und die Lenden verbrennen, so daß dieser Körperteil wie frischer Braten aussah.
Jammernd und brüllend vor Schmerz kam der Alte heim, und am nächsten Tag, der ein Sonntag war und die gesamte Bauernschaft von Mariahof vor der Kirche vereinigte, ward diese grausame Tat allgemein bekannt.
Anstatt heimzugehen, zogen die Bauern in ihrem Sonntagsstaat hinauf zum Steinschloß, drangen in die überrumpelte Burg ein und erschlugen den Pfleger und seine besoffenen Kumpane.
Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 33.
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