"Geh ins Gschloß!"
Eine alte Magd des Jokloffner lag in einer mondhellen Nacht in ihrer Kammer. Da rief es um Mitternacht beim Fenster herein, sie solle aufstehen. Da sie aber nicht aufstand, rief es ein zweites- und ein drittesmal. Da erhob sie sich und sagte es der Hausmutter. Diese riet ihr, sie solle fragen, was sie denn so früh schon tun sollte. Und wie sich beim Fenster wieder etwas rührte, rief sie denn hinaus: "Was soll ich denn schon so früh machen?"
"Geh ins Gschloß!" erwiderte es. Da kleidete sie sich in aller Eile an, vergaß aber ganz auf das Waschen. Und sie ging der Stimme nach, hinauf in das zerfallene Schloß. Wie sie durch das Tor treten wollte, machte es einen so lauten Jammerer, daß das ganze Schloß widerhallte: "Au weh, hast ein Brünnlein bei dir und dich nicht gewaschen." Und nichts mehr rührte sich; sie mußte unverrichteter Dinge heimkehren.
Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 40.
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