Genauere Sage vom Polizekerbauer.
Der Polizeker hatte vier Knechte, so groß war sein Besitz. Aber er war nicht ganz frei, sondern er hatte ins Steinschloß roboten gehen müssen.
Nun war beim Schloß auch ein Jäger, ein grundfalscher Kerl; der hat mit dem Bauer sehr lieb getan und alles dem Schlotzherrn zugetragen.
Und der Poliziker hat in seinem Krautgarten einen großen Hirschen gehabt, der hat ihm alle die schönsten Krautköpf weggefressen. Und so ist er zum Jäger gegangen und hat ihn gebeten, ihn von dem Kirschen zu befreien.
Dieser aber riet ihm: "Tu's selber! Kannst wohl."
Und so ist er heimgegangen und hat den Hirschen vom Haus weg erschossen und darauf dem Jäger gesagt, er solle ihn wegräumen.
Der Schuft aber hat dem Schloßherrn gemeldet, der Bauer habe einen Prachthirschen geschossen.
Auf das hin hat der Schloßherr zwei Schergen zum Polizeker geschickt, ihn ergriffen, in den Fallturm gesteckt und ihm das Haus weggenommen. Sein einziges Kind, eine schon erwachsene Tochter, Murde von Haus und Hof verjagt und fand Zuflucht bei ihrem Gevatter, dem Jokloffner.
Dort nun erzählte ihr eine alte Magd vom Schloß, sie solle beim großen Stein unter dem Fallturm nachgraben; da werde sie ein Loch finden. Durch dasselbe könne sie sich mit ihrem Vater verständigen. Sie grub denn in der Nacht nach und fand das Loch und schob durch dasselbe ihrem Vater ein Töpflein Milch zu.
Und so hat sie durch, volle drei Jahre alltäglich ihrem armen Vater ein Seidl Milch und ein Stück! Brot durch dieses Loch zugeschoben. Eines Tages aber ward dies dem Schloßherrn verraten. Anstatt aber durch diese rührende Kindesliebe zur Barmherzigkeit gestimmt zu sein, ließ er ihr sagen, wenn sie selber in einen Turm kommen wolle, solle sie ihr Liebeswerk weiter sortsetzen. Und so schob sie ihrem Vater ein letztes Heferl zu und sagte ihm, daß sie nun sort müsse, um nicht selber in den Kerker zu geraten. Und so mußte denn der letzte Polizeker im Turme elendig verhungern.
Auch fahnden Schatzgräber nach drei goldenen Särgen und einen mit Gold beladenen Wagen, die in einem unterirdischen Gange aufbewahrt werden.
Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 41.
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