DER TEUFELSTEIN

Im Norden des Bezirkes Birkfeld dehnen sich die Fischbacheralpen aus. Auf einem Berge derselben, zu höchst oben, befinden sich drei große, übereinanderliegende Felsenklötze, welche "der Teufelstein" genannt werden.

Nachdem Luzifer vom Himmel in die Hölle hinab verstoßen worden war, trieb er Jahrtausende hindurch daselbst als oberster der Teufel sein Unwesen, doch wollte ihm dies ganz und gar nicht behagen. Er bat daher den lieben Herrgott um seine Wiederaufnahme in den Himmel. Gottvater bewilligte ihm die Bitte, jedoch unter der Bedingung, daß Luzifer in der heiligen Christnacht in der Zeit, als der Priester am Altare die heilige Hostie aufhebt, einen Turm von der Erde bis zum Himmel baue; derselbe müßte bis zum zweiten Glockenschalle, dem Zeichen zur Aufhebung des Kelches, fertig sein. Im Glauben, dies Werk trotz der kurzen Frist leicht vollbringen zu können, ging der Teufel auf die Bedingung ein.

Er machte sich ein eigenes Traggestell zurecht, und als das erste Glockenzeichen ertönte, erfaßte der Satan drei große Riesensteine und trug sie durch die Luft auf die Fischbacheralpe. Nun wollte er ein zweitesmal dasselbe tun, warf aber in seiner Hast die Steine mit zu großer Gewalt auf das Traggestell, so daß dieses brach. Bevor er nun das Gestell wieder zusammengerichtet hatte, ertönte vom Tale herauf das zweite Glockenzeichen, und der Priester am Altare hob den Kelch empor.

Da war nun die Frist für Luzifer zu Ende. Wild fuhr er in die Hölle zurück, die drei Steine aber ließ er auf der Fischbacheralpe liegen, und sie heißen nach ihm "der Teufelstein".

Sagen aus der grünen Mark, Hans von der Sann, Graz 1911