LEGENDEN VON KIRCHEN UND KLÖSTERN

In der Mitte des 12. Jahrhunderts entsandte der Abt des berühmten Benediktinerstiftes St. Lambrecht einen Priester in die Gegend von Mariazell, um hier in der Wildnis die Lehre des göttlichen Heilandes zu verkünden. Der fromme Glaubensbote, der ein Bildnis der hl. Jungfrau Maria mit sich trug, wanderte rastlos durch die großen Urwälder, welche damals noch so viele Gegenden des Oberlandes ausfüllten. Schon war er einige Tage lang gegangen, als ihn seine Kräfte verließen und er todesmatt zur Erde sank. Nachdem er ein wenig geruht hatte, raffte er sich auf und pilgerte weiter. Plötzlich machte ein mächtiger Fels ihm jedes weitere Vordringen unmöglich. Jetzt wandte sich der fromme Priester mit inbrünstigem Gebete zum Bildnisse der heiligen Mutter Gottes, und siehe da! der Fels teilte sich, und ein bequemes Tor entstand, welches dem Glaubensboten den Zutritt in das Tal gestattete. Darin einen Wink des Himmels sehend, erbaute der Priester hier eine Zelle für das wundertätige Marienbild und begründete den nachmals so berühmt gewordenen Wallfahrtsort Mariazell. Die torähnliche Felsenspalte aber ist noch jetzt zu sehen und erregt die Aufmerksamkeit aller zu dieser Gnadenkirche pilgernden Frommen, wenn sie die Brücke zunächst der Mündung des Rasingbaches in die Salza passieren, wo sich dann jenseits rechts vom Wege das seltsame Felsgebilde bemerkbar macht.

Während des Krieges, welchen König Ludwig von Ungarn gegen die Türken führte, erschien dem ersteren im Traume die hl. Jungfrau Maria, legte ihr Bildnis auf seine Brust und befahl ihm, den vierfach überlegenen Feind nur beherzt anzugreifen. Als König Ludwig erwachte, zeigte er das Muttergottesbild seinen Kriegsgefährten und erzählte ihnen seinen Traum. Voll Zuversicht griffen nun die Ungarn die Türken an und schlugen diese in die Flucht. Dankerfüllten Herzens pilgerte darauf König Ludwig mit seinen Streitern nach Mariazell, ließ daselbst anstatt der kleinen Kapelle ein großes Gotteshaus errichten und opferte auch der Kirche das auf seiner Brust gelegene und von ihm aus Dankbarkeit mit Gold und Edelsteinen reichgezierte Bildnis der heiligen Jungfrau Maria.

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Markgraf Ottokar V. von Steier jagte einst in der Umgebung von Gonobitz. Eine weiße Hirschkuh lockte den Fürsten von seinem Gefolge ab und immer tiefer in die unwegsamen Wälder. Plötzlich verschwand das seltene Wild. Der Markgraf suchte einen Ausweg, aber er war schon zu sehr ermüdet und verfiel in einen tiefen Schlummer. Im Traume erschien ihm der hl. Johannes der Täufer im weißen Kleide und ermahnte ihn, hier an dieser Stelle im Walde ein Kloster zu gründen, dessen Mönche weiße Gewänder trügen. Auf die Frage, wo er solche Brüder finden könne, verwies ihn der Heilige an die Bruderschaft der großen Kartause im Delphinate bei Grenoble. Bald darauf wurde der Markgraf durch den Lärm seiner ihn suchenden Jagdgenossen aus dem Schlafe aufgeweckt, und ein von den Hunden verfolgter Hase (slowenisch zajc) suchte bei Ottokar Schutz, indem er sich in dessen Schoß flüchtete. Als darauf im Jahre 1151 hier in dem ungefähr zwei Stunden südwestlich von Gonobitz gelegenen stillen Waldtale von dem frommen Markgrafen ein Karthäuserkloster gegründet wurde, nannte er dasselbe Seiz.

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Stift Vorau © Harald Hartmann
Das Augustiner-Chorherrenstift Vorau, eingebettet in die reizvolle Landschaft des Jogllandes, wurde im Jahre 1163 gegründet.
© Harald Hartmann, Oktober 2007


Eben dieser Markgraf Ottokar V. jagte auch in den Forsten der nordöstlichen Steiermark. Seine Gemahlin Kunigunde äußerte den Wunsch, in diesen Gegenden zur Ehre Gottes eine Kirche zu erbauen. Der Markgraf stimmte diesem frommen Entschlusse gerne bei, und beide sahen sich in der Gegend des heutigen Vorau nach einem passenden Platze um, auf dem der stolze Bau sich erheben sollte. Da begann das Hündchen der Markgräfin an einer Stelle die Erde aufzuscharren. Auf das Freudengebell des Tieres hin begaben sich Ottokar und seine Gemahlin zur Stelle und sahen, wie der Hund ein glänzendes Kreuz aus dem Boden herauswühlte. Der Markgraf ließ nun an dieser Stätte ein prächtiges Gotteshaus erbauen und nannte es die heilige Kreuzkirche. Im Jahre 1161 errichtete er dann auch das noch jetzt bestehende Chorherrenstift Vorau.

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Der reichbegüterte Graf Adelram von Waldeck und seine Gemahlin Richenza von Pergen stifteten im Mareinertale ein Augustinerkloster, dessen Mönche die Gegend urbar machen und die Bewohner im christlichen Glauben unterweisen sollten. Aber die Unruhe des Tales und der fortdauernde Lärm in den Hammerwerken, von denen die Ortschaft Marein ursprünglich den Namen Hammerdorf` erhalten hatte, sowie das Unwesen der Raubritter und Wegelagerer, welche dem neuen Kloster manchen unwillkommenen Besuch abstatteten, bestimmten bald den frommen Stifter, für seinejunge Pflanzschule der Religion und Kultur eine andere Stätte zu suchen. Bei der Verfolgung eines Edelhirsches geriet einst der Graf tiefer als sonst in den dichten Forst und warf sich ermüdet und mißmutig unter einem Baume nieder. Mit einemmal erhellte ein schimmernder Glanz den Wald; die heilige Muttergottes mit dem Jesukindlein schwebte auf goldenem Gewölke vorüber, und der Graf vernahm deutlich den Ruf "Hic secca!" Adelram von Waldeck erzählte nach seiner Rückkehr die Begebenheit dem Vorstande des von ihm gegründeten Klosters. Beide verfügten sich zur betreffenden Stelle im Walde, ließen den Baum, unter dem der Graf gelegen, fällen und fanden in demselben ein Marienbild. Da wurde nun der dichte Forst ringsum gelichtet und ein neues Klostergebäude errichtet, welches den Namen Seckau erhielt.

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Eine zahlreiche Jagdgesellschaft gab sich einst in den dichten Wäldern des Rennfeldes dem Waidmannsvergnügen hin. Zahlreiches Wild wurde aufgetrieben und erlegt. Unter den Tieren, welche sich vor den Jägern durch schnelle Flucht zu retten suchten, befand sich auch ein Rehböcklein, das seinen Verfolgern lange zu entgehen wußte; es wurde hin und her gejagt und brach endlich erschöpft unter einem Baume zusammen, der in seinem hohlen Stamme das Bild der hl. Muttergottes barg. An dieser Stelle erhob sich später ein würdiges Gotteshaus, die der hl. Jungfrau geweihte Wallfahrtskirche Frauenberg, vom Volke Maria Rehkogel benannt.

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Ein reicher Graf jagte einmal in der Gegend von Jagerberg. Oben auf dem Berge, wo jetzt die Kirche steht, traf er auf ein Wildschwein und schoß nach demselben. Aber der Schuß ging fehl, und der Eber stürzte sich auf den Grafen. Schon glaubte sich dieser verloren, als noch im letzten Augenblicke des Grafen Leibknappe den wutschnaubenden Keiler tötete. Zum Danke für diese glückliche Rettung ließ der Graf an derselben Stelle eine Kapelle erbauen.

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Die verwitwete Gräfin Hemma von Friesach und Zeltschach hatte die Kirche zur Erbin ihres unermeßlich großen Vermögens eingesetzt, den herrlichen Dom zu Gurk erbaut, daselbst auch ein Chorherren- und Nonnenstift gegründet und ihre ausgebreiteten Besitzungen in Obersteier zur Errichtung eines Benediktinerstiftes im felsumgürteten Tale von Admont bestimmt. Dieses Kloster sollte ursprünglich am linken Ufer der Enns, und zwar am sogenannten Dompaß in der Nähe des damals bestandenen Schlosses Purgstall, erbaut werden. Als nun Erzbischof Gebhard von Salzburg an jener Stelle den Grundstein zu dem Stifte legen wollte, erlangte ein Taubstummer plötzlich die Sprache und warnte davor, den Bau daselbst anzulegen. Infolgedessen entschied sich der Erzbischof für das rechte Ennsufer und legte den Grundstein an der Stelle, wo das Stift jetzt steht. Nachträglich stellte es sich heraus, daß die Warnung des Taubstummen begründet gewesen; denn das Kloster wäre, wenn man es in dem von den verheerenden Waldströmen des Schwarzenbaches durchfluteten Tale erbaut hätte, längst schon verwüstet oder gar im Moorgrunde versunken.

Zu derselben Zeit, als an dem Stifte Admont gebaut wurde, lebte in einer Hütte am Fuße des Lichtmeßberges ein gottloser Mann, welcher die heidnische Lehre predigte und dem christlichen Glauben sehr abgeneigt war. Er suchte das Volk des Ennstales durch reiche Geschenke für seine Zwecke zu gewinnen und führte mit Hilfe des Bösen gelungene Heilungen an Menschen und Tieren aus. Der Mann hatte einen Hahn von ungewöhnlicher Größe bei sich, welcher vom Dache des Hauses durch sein weithinschallendes Krähen morgens und abends das Volk zusammenrief. Doch wichen die guten Leute alle diesem Gottlosen aus und hielten seinen Hahn für den Teufel selbst; so erklärten sie sich auch, warum der Mann den Bau des Klosters haßte und denselben zu hintertreiben versuchte. Als nun das Stift und die Kirche vollendet waren, und man nur noch die Glocken in den Turm aufziehen wollte, begab sich der Mann in Begleitung zweier Gesinnungsgenossen mit seinem Hahn auf eine Felsenkuppe am Lichtmeßberge, genannt der Hahnstein. Hier wurde beschlossen, die Mönche zu vertreiben und das neuerbaute Gotteshaus den Flammen preiszugeben. "Eher werden wir hier zu Stein werden", rief der Mann aus, "als ein Glockenton die Söhne Benedikts zum Chore zusammenrufen wird." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als es um den Berg wie Meeresbrandung zu brausen und der Felsen zu beben begann. Mit einemmal verschwand der Hahn, und der Frevler und seine Gesellen erstarrten zu Stein, aus dem Tale herauf aber erschallte feierlich das Geläute vom Turme des Blasienmünsters.

Während des Baues des Klosters Admont lebte die fromme Stifterin, die hl. Hemma, auf ihrem Schlosse Purgstall, welches in der Nähe von Hall auf der Höhe des Bergsattels Zirmnitz zwischen der Plesch und dem Leichenberge gestanden sein soll. Sie wurde aber von ihrem eigenen Burgvogte verfolgt und gefangen gehalten. Als es ihr endlich gelang, auf einem mit zwei Rindern bespannten Karren nach Gurk zu entfliehen, versank das Schloß mitsamt dem bösen Burgvogte und seinen Helfershelfern im schlammigen Moorgrunde.

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In dem ausgedehnten Zerrewald, welcher einst den ganzen Semmering bedeckte, hausten vor langer Zeit viele Räuber, welche den Reisenden auflauerten und auch sonst die Gegenden ringsum unsicher machten. Dieselben überfielen auch die Kirche Marein im Mürztale, verwüsteten und plünderten dieselbe und raubten daraus eine Marienstatue, welche sie mit sich nahmen und in einem ihrer Schlupfwinkel verbargen. Als nun einst arme Hirten in diesem Walde arbeiteten, fanden sie das Marienbild und setzten in ihrer Freude dasselbe zur Verehrung am Rande eines klaren, kalten Brunnens aus, dessen Wasser seit dieser Zeit eine wundertätige Heilkraft an vielen Kranken ausübte. Auch Markgraf Ottokar V. von Steier hörte davon, und nachdem er die Schlupfwinkel der Räuber zerstört hatte, erbaute er um den Brunnen eine Kapelle und nebenan ein Spital für Arme und Pilgrime. Später erbaute der fromme Markgraf daselbst eine Kirche, genannt Maria Brunn zu Spital am Semmering.

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Bei einem Einfalle der Türken in die Gegend von Radkersburg hatten die Feinde auch eine kleine Kapelle am Felde zerstört und das in derselben aufgestellte Bild der heiligen Muttergottes mit dem Jesukindlein in ein nahestehendes Gebüsch geworfen. Erst nachdem die Türken abgezogen waren, getrauten sich die Einwohner aus ihren Schlupfwinkeln hervor, in welchen sie sich vor den blutdürstigen Feinden verborgen gehalten hatten, und nahmen ihre gewohnten Arbeiten wieder auf. So trieb auch ein Hirte sein Vieh auf die Weide. Zur Mittagszeit, da die Sonne hoch am Himmel stand, führte er seine Schafe in den Schatten hoher Bäume, um sie vor den versengenden Strahlen des Tagesgestirnes zu schützen, und legte sich dann selbst unter einem Baume nieder, um ein wenig zu schlummern. Als der Hirte wieder aufwachte, sah er, daß die Tiere mitten auf dem freien Felde um ein Dorngebüsch herum lagerten und unverwandt gegen den Strauch hinsahen. Dies ereignete sich nun mehreremal nacheinander, und der Hirte erzählte diese Begebenheit den übrigen Leuten seines Wohnortes. Man machte sich am nächsten Tage auf, lichtete das Gebüsch und räumte den Schutt hinweg. Und siehe da! man fand nun dortselbst eine geschnitzte Marienstatue mit dem Jesukindlein am Arm, dieselbe, welche ehemals in der von den Türken zerstörten Feldkapelle gestanden. Nun wollte jeder das Marienbild besitzen, und da die Leute sich darüber nicht einigen konnten, so wurde beschlossen, es dem Zufalle zu überlassen, wo die Statue aufgestellt werden sollte. Man legte dieselbe auf einen mit grünem Reisig geschmückten Wagen, vor welchen zwei, bisher noch nicht als Zugtiere verwendete junge Ochsen eingespannt wurden. Diese fuhren nun längs der Mur aufwärts durch das Leibnitzerfeld und ins Kainachtal; ununterbrochen zogen die Tiere den Wagen, dem ein Häuflein frommer Leute aus der Umgebung von Radkersburg betend folgte, und hielten erst bei Lankowitz unter einer Linde an, von wo sie durch keine Gewalt weiterzubringen waren. Hier wurde nun ein hölzernes Kirchlein errichtet und in demselben die Muttergottesstatue aufgestellt. Da alsbald viele Wallfahrer in diese Gegend kamen, so wurde daselbst von Kaiser Friedrich III. eine große Kirche und daneben später auch ein Franziskanerkloster errichtet. So erzählt die Legende von der berühmten Wallfahrtskirche Maria Lankowitz.

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In der Nähe des Marktes Saldenhofen an der Drau steht auf einem Felsen das Kirchlein Maria am Stein, eine Zierde der Gegend und die Zuflucht vieler Andächtiger aus nah und fern. Hier hatte ehemals das Hochgericht bestanden, und wurde die Stätte kurzweg "am Stein" genannt. Die wunderbare Rettung eines unschuldig Verurteilten bot später Veranlassung zur Erbauung des Kirchleins auf diesem früher so gefürchteten Platze.

Es kamen nämlich zwei vornehme Ungarn, ein Vater und sein Sohn, nach Saldenhofen, übernachteten daselbst in einem Gasthause und beabsichtigten, des anderen Tages nach dem Luschariberge zu wallfahrten. Eine der dienenden Personen des Gastwirtes versuchte nun, den Jüngling zu einer bösen Tat zu verleiten. Dieser aber weigerte sich derselben standhaft, und da wurde der arglistige Versucher böse und beschloß, den jungen Ungarn zu verderben. Er nahm aus einem Schranke des Gastwirtes, welcher zugleich die Würde eines Kirchenvogtes innehatte, einen kostbaren Kelch und tat denselben heimlich in den Reisesack des Jünglings. Kaum hatten nun am nächsten Morgen die beiden Pilger den Markt verlassen, so wurde der Abgang des kirchlichen Gefäßes entdeckt und die Verfolgung der vermeintlichen Kirchenräuber eingeleitet. Die ahnungslosen Ungarn waren bereits im kleinen Pfarrdorfe Trofin angelangt, als sie von den Häschern eingeholt wurden. Man untersuchte ihre Reisesäcke und fand wirklich in dem des Jüngeren das vermißte Gefäß. Vater und Sohn waren ratlos; sie konnten sich dies nicht erklären, doch ließ man ihnen nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Der Jüngling wurde gefesselt und dem Gerichte übergeben, der Vater aber durfte unbehelligt fortziehen. Dieser pilgerte weiter und erfüllte denn auch, zwar gebrochenen Herzens, jedoch von der Unschuld seines Sohnes überzeugt und auf die ewige Gerechtigkeit des Allmächtigen vertrauend, sein Gelübde auf dem Luschariberge. Und als er dann zurückkehrte, erfuhr er, daß sein Sohn der Tat überwiesen und zur Strafe für den begangenen Raub "am Stein" gerichtet worden sei. Tiefbetrübt schlich er sich nun hinaus zur Richtstätte, um seinen armen Sohn noch einmal zu sehen und ihn heimlich zu begraben. Daselbst angekommen, hörte er seinen Sohn vom Galgen herabrufen: "Vater, hilf mir! Meine Füße stützen sich schon zwei Tage lang auf einen weiblichen Lockenkopf!" Hocherfreut und voll innigen Dankgefühls gegen die göttliche Allmacht, befreite der Vater seinen Sohn von der um den Hals gelegten Schlinge und hob ihn vom Galgen herab. Darauf begaben sich beide zurück in den Markt, wo ihr Erscheinen einen ungeheueren Aufruhr hervorbrachte. Aus ihrer Erzählung erkannte das Volk, daß der Jüngling unschuldig gewesen und daß die heiligste Jungfrau ihn vor so schmachvollem Tode bewahrt hatte. Da wurde dann das Hochgericht weggerissen, und an seiner Statt erhob sich bald darauf das Kirchlein Maria am Stein.

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Kaiser Friedrich III. hatte sich einst nach Obersteier begeben um in den Gegenden des Aichfeldes zu jagen. Mit ihm war auch seine Gemahlin gekommen. Diese verrichtete täglich in der Kapelle des Schlosses, in welchem der Monarch abgestiegen war, ihre Andacht und begab sich darauf in den nahen Forst, in welchem der Kaiser und sein Gefolge zu jagen pflegten. Hiebei entfiel nun einmal der Kaiserin das Gebetbuch, ohne daß sie es gleich bemerkte. Als die hohe Frau dann später den Verlust des ihr so wertvollen Andachtsbuches entdeckte, da war ihr darob sehr leid; sie suchte und suchte, fand aber das Verlorene nicht. Nun gelobte die Kaiserin, an der Stelle, wo ihr Gebetbuch läge, der heiligen Jungfrau Maria ein schönes Gotteshaus zu bauen. Als die fromme Fürstin einige Schritte weiter ging, lag das Buch mitten im grünen Rasen. Die Kaiserin erzählte dem Kaiser ihr Gelöbnis, und dieser entsandte nun fremde Arbeiter zur Stelle. Nicht lange danach erhob sich auch daselbst ein schönes Gotteshaus im edlen gotischen Stile, genannt Maria Buch, als Wallfahrtskirche weit und breit bekannt.

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Bei Radkersburg, nahe der ungarischen Grenze, liegt die Ortschaft Halbenrain. Die Mur hatte nämlich ehemals nicht den jetzigen Lauf durch Radkersburg, sondern floß mehr nördlich gegen Ungarn. Einmal nun schwoll dieser heimatliche Fluß infolge andauernder Regengüsse sehr an, so daß er bald während seines ganzen Laufes im Lande austrat und vielen Schaden anrichtete. Ganze Gegenden und Ortschaften wurden überflutet, und viele Menschen fanden in der Mur ihr Grab. Auch eine Gräfin in Obersteiermark wurde, als sie am Ufer des Flusses verweilte, von den Wogen erfaßt und fortgeschwemmt; doch gelang es ihr, einen daherschwimmenden Baumstamm zu erreichen und sich daraufzusetzen. Als sie nun so dahinschwamm, machte sie das Gelübde, an der Stelle, wo sie das Ufer erreichen würde, eine Kirche zu erbauen. Unfern der ungarischen Grenze gelangte der Baumstamm wirklich ans Ufer, und die Gräfin war gerettet. Sie erbaute daselbst eine Kirche, und es entstand in der Folge die Ortschaft Halbenrain, d. h. der Ort halb am Raine oder nahe an der Grenze.

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St. Stephan in Hofkirchen © Harald Hartmann
Kirche St. Stephan in Hofkirchen
© Harald Hartmann, Juli 2009

Die alte, aus zwei Bauperioden stammende Filialkirche St. Stephan in Hofkirchen enthält als Wahrzeichen ein am Seitenportale angebrachtes Hufeisen und ein an der Front der Kirche ersichtliches, einen Salzstock darstellendes, sechsseitiges, steinernes Prisma. Daran knüpfen sich nachstehende Sagen:

Ein Ritter von Vockenberg, welcher nur eine Tochter hatte, lebte mit seinen Nachbarn in beständiger Fehde. In einer stürmischen Nacht zog er einstens wieder aus, um einen seiner Gegner zu überfallen, verschloß jedoch, bevor er das Schloß verließ , das Kind sorgsam in seiner Kemenate, auf daß niemand demselben etwas zuleide tue. Nun hatte aber eben derselbe Gegner, dem der Überfall galt, die gleiche Absicht; er schlich sich auf einem Umwege zur Burg des Vockenbergers und steckte diese in Brand. Als nun die Flammen schon beim Fenster der Kemenate hereinleuchteten, erwachte das eingeschlafene Rittersfräulein und suchte sich einen Ausweg. Aber nirgends schien ihm Rettung möglich. Es rüttelte an der mächtigen Tür, doch vergebens. Da sah die Arme plötzlich ein starkes Hufeisen; sie erfaßte es mit neuem Lebensmute, sprengte damit die Tür und flüchtete sich aus dem Bereiche der Flammen. Als der Ritter später heimkehrte und ihm die Tochter ihre Rettung erzählte, gelobte er den Bau einer Kirche, führte denselben auch aus und hängte dann das Hufeisen am Altare auf, von wo es später an das Seitenportal kam.

Hufeisen in St. Stephan © Harald Hartmann
Hufeisen an der Seitentüre der Kirche St. Stephan in Hofkirchen
© Harald Hartmann, Juli 2009

Die zweite Sage erzählt, daß ein reicher Säumer, der mit Getreide nach Obersteier handelte und dafür Salz und Eisen herabführte, bei Pöllau einen Teil seiner Pferde samt der reichen Fracht verloren hatte. Lange, jedoch vergeblich, suchte er danach. Endlich machte er das Gelübde, an dem Orte, wo er seine Pferde treffen würde, ein Gotteshaus zu bauen. Er fand dieselben auch wirklich und erfüllte nun sein Gelöbnis durch die Erbauung oder vielmehr die Erweiterung der Kirche St. Stephan.

Salzstock in St. Stephan © Harald Hartmann
Saltstock in der Fassade der Kirche St. Stephan in Hofkirchen
© Harald Hartmann, Juli 2009

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An der Stelle, wo sich gegenwärtig die Pfarrkirche Maria am Himmelsberge in Straden erhebt, stand einst unweit eines Schlosses mitten im dichten Gestrüppe eine Statue der heiligen Muttergottes. Von nah und fern kamen Andächtige zu diesem Marienbildnisse und flehten um Hilfe und Erlösung aus irdischen Nöten. Auch ein benachbarter Graf, welcher seine einzige Tochter verloren hatte, kam zu diesem Bilde und gelobte, an der Stelle, wo er sein Kind, welches auf Blumen- und Erdbeerensuche ausgegangen und nicht mehr heimgekehrt war, wiederfände, der heiligen Muttergottes zu Ehren eine Kirche zu bauen. Kaum hatte er sein Gelübde getan, als ihm eine Stimme zurief: Suche, und Du wirst finden!" Der Graf bestieg nun eilig das Pferd und ritt nach seinem Schlosse, um den Knechten und Mägden zu befehlen, mit ihm das Mädchen zu suchen. Sie durchstreiften die Wälder und kamen bis zum Hochstradnerkogel, aber ohne eine Spur von der Verlorenen zu entdecken. Entmutigt wollte der Graf heimkehren, als er neuerdings die Worte hörte: "Suche, und Du wirst finden!" Er faßte neuen Mut, ritt den Berg hinan, und als er auf dem Gipfel angelangt war, sah der Graf im Silberlichte des Mondes etwas Weißes an einem Gebüsche hängen. Er ritt hinzu und erkannte den Schleier seines verlorenen Töchterchens. Nun suchte und forschte er weiter und fand auch bald darauf sein Kind ganz erschöpft und bewußtlos unter einem Baume liegen. Der Graf stieg vom Pferde und versuchte, das Mädchen wieder zum Bewußtsein zu bringen. Nachdem ihm dies gelungen, erzählte die Wiedergefundene von ihrer Verirrung im Walde und wie sie den Heimweg nicht mehr gefunden habe. Fröhlich kehrte nun der Graf mit seinem Kinde wieder heim auf sein Schloß und traf bald darauf alle Anstalten, sein Gelübde zu erfüllen. Auf dem Platze, wo ei sein Kind wiedergefunden hatte, sollte sich das neue Gotteshaus erheben, und ließ der Graf deshalb die Statue der heiligen Muttergottes, vor welcher er sein Gelöbnis getan hatte, hierher auf den Gipfel des Hochstradnerkogels bringen. Aber am nächsten Morgen war das Bildnis verschwunden, und als man es suchte, fand man es an seinem alten Platze. Der Graf erkannte darin einen Fingerzeig der Heiligen und erbaute nun daselbst zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria die Kirche am Himmelsberge.

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Markgraf Ottokar V. von Steier hatte an der Stelle, wo jetzt die schöne Wallfahrtskirche Maria Straßengel steht, eine hölzerne Marienkapelle erbaut und derselben eine Abbildung eines vom heiligen Lukas gemalten Bildes, welche er aus Jerusalem mitgebracht, geschenkt. Diese kleine Kapelle war von Waldbäumen umgeben, unter denen sich auch eine starke und mächtige Tanne befand. Wenn nun die Tiere, welche hier in der Umgebung der Kapelle weideten, in die Nähe dieses Baumes kamen, fingen sie an, sich ganz auffällig zu gebärden; Schafe wie Rinder warfen sich auf die Knie nieder und richteten unter sonderbarem Gebrülle und Blöken ihre Blicke auf die Tanne. Da untersuchten die Hirten den Baum und fanden, daß aus demselben neben einem Aste das Bildnis des gekreuzigten Heilandes mit ausgestreckten Armen und angehefteten Füßen herausgewachsen war. Haupt- und Barthaare aus seinen Wurzelfasern umgaben das Angesicht, welches deutlich den Ausdruck bitteren Todesschmerzes zeigte. Die Hirten machten nun im Stifte Rein die Anzeige von dem wunderbaren Funde, und wurde hierauf dieses natürliche Bildnis des Gekreuzigten in Gegenwart hoher geistlicher Würdenträger und einer großen Menge Andächtiger vom Tannenbaume abgelöst und in feierlicher Prozession in die Marienkapelle übertragen. Die Zahl der Frommen, welche hierher wallfahrteten, wuchs immer mehr und mehr, und bald konnte die kleine Kapelle die vielen Andächtigen nicht mehr fassen. Da wurde nun ein größerer Bau aufgeführt und hiebei der denkwürdige Tannenbaum innerhalb der Kirchmauern eingeschlossen; derselbe soll noch zum Teile zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts gestanden sein.

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Ein reicher Bürger von Graz, welcher schweres Unrecht hatte erdulden und ernstliche Krankheiten überstehen müssen, gelobte vor einer steinernen Marienstatue, welche in einem lieblichen Waldkessel der Umgebung Graz gestanden, für den Fall, daß sein eben zur Welt gekommenes Knäblein heranwachse, der heiligen Maria ein Kirchlein zu bauen, und zwar sollte mit dem Bau desselben begonnen werden, sobald das Kind imstande sei, einen Stein aufzuheben. Das muntere Knäblein wuchs zur größten Freude des Vaters heran, und als dasselbe den ersten Stein aufgehoben und geworfen hatte, wurde mit dem Bau des Kirchleins begonnen, und zwar an derselben Stelle, wo der Stein niedergefallen war. Dasselbe wurde Maria Grün genannt und darin schon im nächstfolgenden Jahre die erste hl. Messe gelesen. Die steinerne Marienstatue, vor welcher Hans Fritz, der Vater des Kindes, das Gelübde gemacht hatte, wurde ober dem Hochaltare aufgestellt und war viele Jahrzehnte hindurch der Gegenstand allgemeiner, frommer Verehrung. Später wurde sie durch ein anderes Marienbild ersetzt.

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Im Jahre 1199 waren die Scharen des Ungarnkönigs Emmerich sengend und brennend in die südöstlichen Landstriche des Steirerlandes eingedrungen. Ihnen stellte sich Friedrich von Pettau im Vereine mit den deutschen Ordensrittern entgegen. Am Ostersonntage kam es zur Schlacht, in welcher die Ungarn unterlagen. Da pflanzte Friedrich von Pettau auf der blutigen Walstatt die Fahne des deutschen Ordens auf und sagte: "Heute, am großen Sonntage, wurde dieser Teil des Landes erkämpft; Großsonntag soll nun fortan diese Gegend heißen, und die deutschen Völker mögen sie künftig auch schützen und schirmen vor jedem Feinde!" Die deutschen Ordensritter erbauten nun in der Folge daselbst das Hospital und die Kirche zu Großsonntag und gründeten auch auf dem Platze, wo der Frieden geschlossen worden war, die nachmals zu einer Stadt erhobene Ortschaft Friedau.

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Erfüllt vom heiligen Glaubenseifer, kam St. Rupertus, Erzbischof von Salzburg, in die Steiermark, um den Bewohnern dieses Alpenlandes die christliche Lehre zu verkünden. Er durchzog die Gegenden und gelangte auch in das herrliche Leibnitzerfeld. Die Sonne sandte ihre sengenden Strahlen zur Erde, als der Heilige mit dem Stabe in der Hand ganz ermattet des Weges daherschritt. Er sah sich nach allen Seiten nach einer schattigen Stelle um, aber lange Zeit konnte er weder ein Haus noch einen Baum erspähen. Endlich bemerkte er in der Ferne einen großen Baum. Obwohl St. Rupertus glaubte, vor Erschöpfung umsinken zu müssen, schritt er doch auf die ihm Kühlung winkende Stelle zu und erreichte endlich eine mächtige Linde, in deren Schatten er sich niederlegte, um seinen müden Gliedern Erholung und Ruhe zu gönnen. Dieser Baum wurde mit der Zeit dem glaubenseifrigen Apostel sehr lieb und wert. Hier versammelte er oft das Volk aus den umliegenden Gegenden um sich und verkündigte ihm die Lehre des Heiles; deshalb blieb die Linde auch stets dem frommen Andenken des heiligen Mannes geweiht. Später wurde unter derselben ihm zu Ehren eine Kapelle erbaut, die aber dann die Türken wieder zerstörten. Auch der Lindenbaum dorrte im Laufe der Jahrhunderte ab, doch trieb die alte Wurzel einen neuen Schößling, aus dem gleichfalls eine mächtige, schattenspendende Linde wurde, vom Volke der "Rupertibaum" genannt.

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Graf Aribo von Leoben und seine Gemahlin Adela besaßen einen Sohn und eine Tochter. Ersterer wurde Erzbischof von Mainz, letztere mit Namen Kunigunde wurde Nonne in dem Frauenstift zu Göß, über dessen Gründung die Sage folgendes erzählt: Die junge Gräfin war eine große Wohltäterin der Armen und Bedrängten und wurde deshalb auch von ihnen wie ein Engel verehrt. Einmal schritt Kunigunde rasch am Ufer der Mur entlang bis zum Fuße eines Hügels, den damals ein Kirchlein des hl. Lambert krönte. Hier wohnte in einer Hütte ein armes Mütterchen, dem die mildtätige Grafentochter stärkende Speisen und Getränke überbrachte. Bevor sie noch die arme Behausung erreicht hatte, entriß ihr der Wind den Schleier und trug ihn in die Mur. Kunigunde kehrte sich jedoch nicht daran, sondern eilte auf die Hütte der hilfsbedürftigen Alten zu. Als sie diese wieder verließ, kam ihr Hündlein freudig bellend dahergerannt; das kluge Tier war nämlich stromabwärts gelaufen, um den Schleier der guten Herrin zu suchen. Kunigunde folgte ihrem Hündlein und sah deutlich, daß der Schleier auf einer Sandbank mitten im Flusse liegen geblieben sei, gleichzeitig aber auch, daß das Wasser des Flusses zurückzuweichen begann und die Wogen sich auf der anderen Seite ein neues Bett gruben. Sie schritt zur Sandbank hin, wo der Schleier, an dessen Rändern kleine Sternlein klar und rein wie das Himmelslicht funkelten, lag, und nahm ihn an sich. Dann kehrte sie in die väterliche Burg zurück und erzählte die wunderbare Begebenheit ihren Eltern und ihrem frommen Bruder. Graf Aribo beschloß nun, an derselben Stelle ein Frauenstift zu gründen. Bald kamen Bauleute dahin, und rasch erhoben sich die Mauern am freundlichen Ufer. Als man auf jenem Platze, wo früher die Mur strömte, zu den Grundfesten der neuen Kirche tiefer in den Boden grub, fand man einen Kessel mit einer eisernen Ringspange. Graf Aribo von Leoben erlebte die Vollendung seiner Stiftung nicht; er wurde auf der Jagd von einem Eber getötet. Sein Sohn, salzburgischer Archidiakon in Steier und nachmaliger Erzbischof von Mainz, vollendete das fromme Werk und setzte bei der Einweihung des Stiftes seine fromme Schwester Kunigunde als Äbtissin ein.

Auf solche Weise entstand das im Jahre 1004 gegründete Frauenstift zu Göß, welches zum Andenken an den merkwürdigen Fund einen eisernen Kesselring auf goldenem Grunde im Wappen führte.

Sagen aus der grünen Mark, Hans von der Sann, Graz 1911