Der Alp im Debanttal

Ein glaubwürdiger Mann erzählte, daß in einer Winternacht, als er sich notwendigerweise aus dem Hause hatte begeben müssen, es auf einmal helle wurde, beinahe als wenn die Sonne schiene, und zwar von Nordwesten her. Als er durchs Debanttal hineinschaute, fuhr eine feurige Masse daher, von der beständig Funken aufsprühten. Sobald es näher kam, bemerkte er vorn einen großen Knäuel oder Kopf mit einem mehr als 100 Fuß langen Schweif, ähnlich einem großen Taxbaum, ebenfalls feurig. Ringsum fuhren lange Funken oder Strahlen aus. So fuhr es durch das ganze Tal heraus, über und in das entgegengesetzte Gebirge, wo es unter einem Tusch (Knall) ähnlich dem allerstärksten Böllerschuß in die Felswand hineinfuhr. Auch andere Leute hatten diese Erscheinung gesehen. Eine andere Person sah den Alp auf einer Wiese zwischen den Lärchbäumen hinausfahren. In früherer Zeit sah man ihn sehr oft. Zuweilen saß er am Wege auf einem Baum, so daß die Leute unter ihm durchgingen. Auch dort wurde als Waffe der "Teufelskluppstecken", ein aus einem Lärchbaume herausgespaltener Stock, sehr dienlich zur Abwehr befunden, wodurch auch die Lärchbäume (Pinus Larix) in die Zahl der mythischen Bäume und Sträucher im Tiroler Volksglauben sich einreihen.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 340.