Da Beargspiagl

Zur Abwechslung solle hier ganz getreu dialektisch die Sage folgen, wie sie sich die Paznauner erzählen:

Amal ist auf Versing doba a Hiart gwößt, der hat äs Tags untarm dunta a Mandli g'söhn; dös Mandli hat alli öpas z'erbadat beim a Brünnla. Doa dönkt am dar Hiart: "Jatz möcht i döcht wissa, was dös Mandli tuat", und geaht darzua ahi. Doa fößt dös Mandli allisond us am Brünnli usa in an Sack und söt zuem Hiarta: "I will dar o döpas z'verdiana göba; geah äs nagst Jahr, voar da aus der Alb föhrst, geah wiedar zu döm Brünnla, dönn wearst's zudöckt finda, dönn ruast die Bröttla a wöck, druter sin zwoa Drögla, die voll Sond sin; dö Sond fössest in und geahst ga Benedi darmit und frögst miar nach und bringst mär dö Sond, i wear di guat bezahla dafür."

Was dar Venedigar un Hiarta auftraga hat, dös tuat er. Er geaht zum Brünnla hin, findet die Drögla, fößt da Sond in und kimmt darmit ga Venedi. Dort frögt 'r döm und döm nach, doa weist man'm zu ama Palast hin, dear hat ausg'schaut wia a Fürstapalast. Und wia ar zu den Mandla kimmt, doa hat's gonz änderst ausg'schaut äs im voariga Jahr auf Versing; a Hearr wie Fürst, umgöba von 'nra Dianarschaft. Da wartat ma döm Hiarta auf mit da bösta Speisa und mit Wein, und voar ar gänga ist, ist ar no reichli mit Gold bezahlet worda, und doa söt der Hearr no zuam Hiarta: "Witt no söha, was dein Weib daham tuat?" - Wia der Hiart ja söt, bringt der Hearr an Spiagl und heißt'n drin schaua, und doa hat ar deuli g'söhn, wie sie die Kindar putzt.

Und wia ar ham kimmt, hat ar'm dönkt: As künfti Jahr will i für mi sald dö Sond holn und will'n verkofa; aber wia ar wiedar dö Sond holn will, hat ar wödar Sond noch Brünnli mia g'funda; und seidar hat die Drögla und da Goldsond niamad mia g'funda; und dear Spiagl, dö der Venedigar un Hiarta zagat hat, dös is a Beargspiagl g'wößt, durch dö söcha d' Venedigar d's Gold in da Bearg und überall hin, wo sie wölla.


Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 207.