Der Berggeist am Hochvogel
Bei Hornbach erheben sich das hohe "Himmelshorn" und der noch
höhere "Hochvogel". Dieses Gebirge bewohnt ein Berggeist,
ein Schatzhüter, der es fast ebenso treibt wie der Rübezahl
im Riesengebirge. Oftmals wird er für ein Venedigermandl gehalten,
welches die Schätze ausbeutet, denn man hat oft ein gewaltiges Hämmern
und Klopfen drinnen im Felsen gehört. Aber der Berggeist ist fürs
Lechtal kein Glück; denn er ist mutwillig und boshaft und hat früher
Ursache genug veranlaßt, ihn zu schimpfen und zu hassen. Lechtaler,
welche häufig auswandern, um in der Fremde zu arbeiten, haben ihm
bei der Rückkehr den Namen "Kobold" beigelegt, aber der
Jacks Huber hat ihn für ein "Klopferle" gehalten und ausgegeben;
es soll ein schwarzer, rauher Zwerg - auch oft in rauher Wurmgestalt -
gewesen sein, der durch sein Klopfen die Leute warnte. Jacks Huber meint
für gewiß, daß der Hochvogelberggeist ein ganz gleiches
Klopferle sei, wie es in den Häusern zu finden und Erdhammerl heißt
usw. Erdhammerl kann aber kein Berggeist sein: Verwechslungen der dämonischen
Wesen untereinander, und nicht Festhalten des Unterschiedes ihrer Wesenheiten,
begegnet man im Volke nicht selten.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 151