Das böse Hexenwetter
Über St. Pauls und Eppan regnete, blitzte und donnerte es einmal ohne Unterbrechung und drohte wahrlich diesen Teil des Etschtales zu vernichten. Bittgänge und Segnungen waren vergebens. Man kam endlich auf den Gedanken, daß in den pechschwarzen Wolken Hexen säßen, welche, gehorsam dem Erzfeinde der Menschheit, die Wetter machten, eine gewöhnliche Anschauung, die damals im Volksaberglauben tief wurzelte.
Und da geschah es, daß man den Untergang dieser Unholden beschloß;
es wurden Kugeln und ein sicher treffender Stutzen geweiht. Ein geweihter
Arm war bereit, beim nächsten Hexenwetter die Luder herabzuschießen.
Es dauerte gar nicht lange, so kam ein solches Wetter über die Gegend.
Der dortige Geistliche lud das Rohr, murmelte gewisse Gebete und schoß
dreimal in die Wolken, worauf alsbald beim dritten Schuß eine schwarze
Gestalt den Wolken sich entrang und wild sich gebärdend unter heftigem
Gekrache in der Nähe des Friedhofes zerplatzte und in Staub und Wolken
aufging. Gleich darauf wurden die Natur und der Himmel wieder heiter,
und es wehten wieder milde, gesunde Lüfte.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 389.