Der Butterspeier ("Schmalzkotzer" örtlich genannt)
Der Berg, an welchem das alte Annenkirchlein steht, von dem in vorhergehender Sage die Rede war, heißt der Christberg [Kristberg]. Wenn man von ihm höher aufwärts steigt, kommt man zum hohen Albonakopf [?]. In der zweiten Sennhütte, von denen die am Pfade liegen, hauste ein absonderlicher "Alpaputz", wie in Vorarlberg die Kasermandln genannt werden.
Ein Jäger stieg einmal hier nachts vorbei und schaute in die Almhütte hinein; da sah er drinnen ein altes, buckliges Weiblein hocken und am Feuer kochen, und um dasselbe herum hockten vier Tierlein, ein Anblick schier, wie die Hexenküche im Faust sich darstellt. Eins hatte eine Kelle, eins einen Musbesen, das dritte eine Salzbüchse, das vierte Tierlein hielt nichts, sondern gaukelte in der Hütte herum und machte Kapriolen. Da hielt das Hexenweiblein diesem die Pfanne hin und rief: "Hans Chäsperle! Kotz mir Schmalz!" Und da kotzte das Tierlein so viel Butter in die Pfanne, daß sie fast voll wurde. Dem Jäger wendete sich das Eingeweide im Leibe herum, er eilte schleunigst fort und mußte auch speien. Wer aber die appetitliche Butter vom Schmalzkotzer zu schmecken bekommen hat, das weiß man nicht.
In einer ändern Almhütte fand ein Bauer eine ganze Gesellschaft
wunderlichen Volkes, welche mit allerlei nicht zusammenstimmenden Instrumenten
als: Schwögelpfeifen, Flöten, Trompeten und Maultrommeln eine
Katzenmusik aufführte, ärger schier als jede 1848er. Das waren
lauter Alpapütz'.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 220.