Der Drachenreiter
Im Grübeltale, einem stillen kleinen Alpentale, liegt der Grübelsee, dessen Ausfluß als Bach bei Moos in die Trisanna fällt. Dort hauste im Grübelsee lange Jahre ein furchtbares Drachenungeheuer und schädigte, wenn es herauskam, fort und fort die Herden. Niemand wagte den Kampf mit diesem schrecklichen Drachen, bis endlich ein fahlender Schüler kam und ihn beschwor.
Da kroch der Drache furchtsam aus dem See, der Schüler trat ihm unverzagt nahe, legte ihm Zügel und Gebiß an wie einem Roß, schwang sich auf ihn und ritt das Tal entlang dem Laufe des Grübelbaches nach. Als er unter der hohen Brücke nahe beim Weiler Patterich vorbeiritt, juchzte er laut auf und entschwand dann den Augen der staunend nachblickenden Menge. Nie zeigte sich seitdem der Drache wieder.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 215.