Die Erzhüter vom Thierberg
Zwischen dem Alpbach- und Wildschönauer Tal erhebt sich der ehemals erzreiche Thierberg (nicht zu verwechseln mit dem Schloß und der Gemeinde Thierberg bei Kufstein), von dem man weit hinab ins Untere Inntal und in die bayerischen Ebenen, bis hinauf nach Innsbruck blickt und der berühmt ist durch seinen vormaligen Silberreichtum - hier lebt auch die Schatz- und Erzhütersage, wie auf so vielen Höhen Tirols.
Thierberg mit Bauerhöfen
© Berit
Mrugalska, 26. Juli 2004
Im Alpbach läuft einige Büchsenschüsse weit, unterhalb der Kirche von Thierberg, ein Tälchen, das sich zur Sohle des Alpbachtales herabsenkt und wegen seiner sonnigen Lage das Heißental genannt wird. Dort war einmal ein Holzhauer beschäftigt, der sah plötzlich eine Schar Männer das Tälchen herabschreiten, die waren alle von riesiger Größe und trugen schwarze Harnische. Ihre Mienen waren kalt und ernst, und sie wandelten lautlos vorüber. Der Holzhacker war aber keiner von den Furchthasen, wie es deren viele gibt, denen beim Wehen eines Lüftleins das Herz im Leibe zittert, und so fragte er ganz beherzt den letzten dieser Männer, wer sie seien und wohin ihr Weg sie führe. Darauf sprach der Gefragte mit hohler Stimme:
Das Erz im Thierberg
Haben wir gehütet;
Erz ging zu Ende,
Wollen nun wandern,
Der reichen Felder
Felsenverschlossene
Schätze zu schirmen!
Sprach's und folgte seinen Gefährten, und der Holzhauer stand und
blickte ihnen mit offenem Maul stumm und staunend nach.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 50