Die Frau von Hochgalsaun
Dem mächtigen Rittergeschlechte derer von Schiandersberg gehörte
eine gleichnamige Burg; nicht minder aber empfingen sie von König
Heinrich von Böhmen die Burg Hochgalsaun, die sich stattlich und
weitgebietend im Etschtale erhob. Friedrich mit der leeren Tasche, aber
mit voller Ritterkraft, brach die Burgen vieler ihm feindlich gesinnter
Ritter im Etschtal, und auch das unüberwindlich scheinende Hochgalsaun
belagerte er. Die Burg war nicht mehr zu halten, daher erbat die Burgfrau,
eine Starkenbergerin, freien Abzug samt dem, was sie von ihrer Habe tragen
könne. Diese Bitte gewährte Friedrich, und nun schritt die Edelfrau
herab, trug in der Schürze ihre Schriften und besten Dokumente, Lehnbriefe
über Land und Leute, und auf dem Rücken - ihren Mann. Großmütig
ließ Friedrich sie ziehen. Diese Tat erinnert gar lebendig an jene
Frauen von Weinsberg und an die Frauen von Staupitz, denen Friedrich der
Streiter, Herzog zu Sachsen, Landgraf zu Meißen und Landgraf zu
Thüringen, in gleicher Weise sein gegebenes Fürstenwort hielt.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 249.