Die Fuchsfoche
Ein wundersames Gebilde der Volksmythe in Tirol und vornehmlich im Ötztale
ist die Fuchsfoche, welches an die im deutschen Volksglauben verbreitete
"Wehklage" lebhaft anklingt. Man kann die Fuchsfoche zu den
"Totenrearern" zählen; sie ist ein schauerlich durchdringendes
Gewimmer, klingend, wie das Umsichfauchen eines alten Fuchses, dem ein
grausamer Mensch bei lebendigem Leibe die Haut abziehen will. Es wechselt
ein Geheul, wie von Fuchs und Mensch zugleich, wie wenn der Fuchs seinen
Peiniger bisse und dieser nun auch laut aufschreie. Wer die Fuchsfoche
hört, mag sich auf sein letztes Stündlein vorbereiten. - Dies
ist im Ötztal allgemeiner Glaube. Es waren einst zu Fent daselbst
einige vorwitzige Burschen, die wollten einen Furchtsamen äffen und
dadurch schrecken, daß sie die Fuchsfoche nachmachten. Aber plötzlich
hörten sie unmittelbar die Fuchsfoche vor sich und wandten sich schleunigst
zur Flucht, aber das unholde gespenstige Wesen folgte ihnen eiligst nach.
Jene Burschen sprangen in ein Haus und verspreizten die Tür mit einer
Eisenstange. Da hat die Fuchsfoche das Eisen ganz krumm gebogen, ist aber
nicht in das Haus gekommen. Innerhalb 3 Wochen war keiner dieser Burschen
mehr am Leben.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben
von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 175.