Hans der Fieger
Auf dem Schlosse Dorns- oder Tarantsberg im Vintschgau saß Ritter
Hans, zubenannt der Fieger; der liebte mancherlei, Wein, Weiber, Jagd,
Geld; nur eines liebte er nicht, und dieses eine waren die Bäuerlein.
Ob sie es an ihn gebracht hatten, wie sie nicht selten und gerne zu tun
pflegten, oder aus welch anderem Grunde sein Haß gegen die Bauernschaft
so tiefe Wurzeln geschlagen, ist unbekannt, kurz er war viel schlimmer
gegen sie gesinnt als der bekannte Neidhart der Bauernfeind. Er war ein
Bauernschinder, wie nur irgend je ein Ritter, und nicht nur im Leben von
ihnen gefürchtet, sondern noch nach seinem Tode, denn er mußte
nach demselben greulich spuken, und auch als Spuk zeigte er sich nur gegen
die Bäuerlein absonderlich feindlich. Was half es, daß sie
von ihm sagten, als er gestorben war: "Fieger ist tot, das hat der
Himmel gefügt, jetzt haben wir endlich Ruhe vor dem S....z",
und sich bei seinem Namen bekreuzten? Sobald ihn einer nur nannte, war
der Geist Hans des Fiegers da und fuhr vorbei und gab jenem im Vorbeifahren
eine so Derbe auf die Platte, daß er um taumelte und bisweilen das
Aufstehen vergaß.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 252.