Der Höllenpförtner
In Schlitters im Zillertale war vor vielen, vielen Jahren ein gefürchteter Robbler, bissig und wild wie ein Stier, ein rechtes Teufelsvieh. Fluchte stets gar viel und beschwor den Teufel, der aber seiner Meister ward und bei Putz und Stingel mit ihm zur Hölle hinabfuhr. Nach langen Jahren zog ein unbekannter Zillertaler durchs Tal, der den Leuten erzählte, wie er seit Jahren den Pförtnerdienst an der Hölle versehen mußte und genug für sein ganzes Leben gesehen habe. Es war der vom Teufel entführte Schlitterser-Robbler, der zahm wie ein Lamm geworden war, den man für übergeschnappt gehalten hätte, wenn er nicht in andern Dingen vernünftiger gesprochen und gehandelt hätte. Man nannte ihn den "Hollenpförtner". Er wurde aber endlich eingesperrt, weil er steif behauptete, daß während seiner vieljährigen Amtshandlung fast gar keine Bauernleute, sondern meistens Herrenleute und faules Bettelgesindel, auch viele Weibsleute zur Hölle fuhren.
Eine ähnliche, von der Volksmeinung abweichende Sage erzählt
Spieß in seinem "Wächter an der Höllenpforte".
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 61