Hufeisen am Matscher Schloßkirchlein
Oftmals nächtlicherweile sieht und hört man zwei gespenstige
Ritter durchs Matscher Tal galoppieren, von denen der eine Ritter auf
einem großen, der andere aber auf einem kleineren, dunklen, wilden
Rosse sitzt. Diese zwei Ritter waren Brüder, Söhne eines Grafen
von Matsch, welcher auf dem Matscher Schlosse hauste und reich und begütert
wie ein Landesfürst war. Die Söhne waren aber wilde Gesellen,
welche Tag und Nacht herumjagten, mit Freß- und Saufgelagen die
Zeit vertrieben und am liebsten die braven Mädchen und Weiber der
Umgegend ent- oder verführten. Der alte Vater, dessen Ermahnungen
die Söhne stets mit Hohn zurückwiesen, starb endlich vor Gram,
und die zwei Brüder kamen nach der Leichenbestattung nicht mehr ins
Schloß, sondern fanden ihren Tod und müssen zur Strafe ihrer
Untaten als Gespenster umherreiten. Vor längerer Zeit wurden zwei
Hufeisen gefunden, eines größer, eines kleiner, und man nahm
an, es seien Eisen von jenen Rossen, welche die wilden Ritter reiten mußten:
daher nagelte man die Eisen auf die Tür des Kirchleins, welches nahe
bei den Ruinen des Schlosses Matsch steht, wo sie heutzutage noch als
Warnzeichen zu sehen sind.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 245.