Der Kirchenbau zu Landeck
Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Mariae Himmelfahrt,
Landeck, Innenansicht
Es handelt sich um den einzigen (erhaltenen) basilikalen Bau der Gotik
in Nordtirol
(Vgl. DEHIO-Tirol, 1980, S. 455)
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Als man Landeck erbaute und schon mehrere Häuser standen, dachten die Leute frommen Sinnes daran, auch eine Kirche zu bauen, und gingen rüstig ans Werk. Allein nicht lange hatte der begonnene Bau gedauert, so fand sich bald da, bald dort etwas beschädigt oder niedergerissen, und das wiederholte sich mehr und mehr. Darauf beschlossen die Bauleute, Wache zu halten und zu sehen, wer so frevelnd das Werk der Zerstörung an ihrem frommen Bau verübe.
Treppenaufgang zur neugotischen Westempore
nach Plan von Josef Vonstadl
(Vgl. DEHIO-Tirol, 1980, S. 456)
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Siehe, da kam gegen Mitternacht eine ganze Schar Teufel und riß alles nieder, was am Tage zuvor aufgerichtet worden war. In der zweiten Nacht nahmen die Bauleute einen Geistlichen zu Hilfe, der beschwor den Obersten der Teufel und fragte ihn, warum sie diesen Bau hinderten. Der Oberste der Teufel antwortete trotzig: "Ich leide es nicht, daß hier eine Kirche gebaut wird!", und alsbald begann aufs neue das teuflische Werk der Zerstörung. Hierauf wurde der Bau auf einige Zeit eingestellt.
Nordportal der Pfarrkirche Landeck, Tympanon
Wappen mit Tiroler Adler viell. aus dem 19. Jh.
darunter Inschrift: das hat lassen machen Hans Wieland (Vgl. DEHIO-Tirol,
1980, S. 456)
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Es begab sich aber, daß etliche Riesen durch das Land zogen und, da sie den sonderbaren Kirchenbau erblickten, fragten, was das bedeuten solle, worauf ihnen die Leute genau alles erzählten. Da sagten die Riesen: "Baut nur wieder fort, wir wollen euch helfen." Der Bau wurde nun aufs neue begonnen, Tag und Nacht fortgesetzt, und die Riesen standen mit ihren großen Schwertern dabei; sobald um Mitternacht die Schar Teufel wiederkam, um den frommen Bau zu zerstören, wurden sie von den tapfern Riesenrittern verhindert, bekämpft und vertrieben. Da zogen die Teufel bald ab; früher aber fragte ein Geistlicher den Luzifer, wie lange sie ihr verdammtes Spiel zu treiben gedenken, und Luzifer drohte dreimal noch zu den Mauern der Kirche zu kommen, und erst dann, wenn es in dieser Zeit keinem der Teufel gelinge, zu den Mauern zu gelangen, so werde er niemals mehr wiederkehren. Es geschah auch alles so: die Teufel mußten auch das zweite Mal abziehen, aber beim dritten Male war ein Riese krank geworden, deshalb mußten sich die anderen furchtbar anstrengen, es wurde gar hitzig gekämpft, so zwar, daß es einem Teufel gelang, an die Mauer zu kommen, was nun zur Folge hatte, daß die Teufel in der nächsten Nacht abermals kamen. Da war aber der kranke Riese schon wieder gesund; mit vereinten Kräften wurden die Teufel endlich vertrieben, sie kamen nicht wieder, und die Kirche wurde ruhig aufgebaut. Und als die Arbeit vollendet war, setzten die Riesen den Hahn der Wachsamkeit auf die Kirchturmspitze, gingen weiter, man wußte nicht wohin, und ist keiner mehr gesehen worden; auch von den Teufeln ist nichts mehr gehört worden, es nahte sich keiner mehr der Kirche, außer in scheinheiliger Menschengestalt.
Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Mariae Himmelfahrt,
Landeck
umgeben vom Friedhof, davor im Bild die Herz-Jesu-Kapelle, Kriegerdenkmal
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 184.