Das Fräulein auf der Lecklahn
Die Lecklahn liegt auf der südlichen Abdachung vom Salter, darüberhin leitet der Weg nach Nobels und besteht aus wildem Steingerölle - Steinmuren -, welches spärlich mit Gesträuch bewachsen ist. Der nächstanwohnende Bauer, der Widmer, zeigt gerne seine Steinkohlen her, welche er in der Lecklahn gefunden, und die Volkserzählung findet ganz glaubwürdig, daß bei der Kellerlahn einst ein reiches Bergwerk gewesen sein soll, mit einem verborgenen Knappenloch, das noch ist. Hier wie im nahen Jenesien geht auch die Sage von dem Lecklahnfräulein, daß es einen jungen braven Bauernsohn heiratete und ihm Kinder gebar; doch niemand wußte den Namen dieses Fräuleins; an Sonn- und Festtagen kam es insgeheim zu den Kindern und kämmte ihnen die Haare. Niemand sah das Lecklahnfräulein als nur die Kinder. Ein Zufall ließ endlich den Namen dennoch kundbar werden; da ging das Fräulein auf und davon.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 284.