Der Teufel als Maskenzugführer

Es war Fasching, und auch zu Reutte ging es hoch und zugleich toll her, alles war verkleidet und halb von Sinnen vor Lust und Jubel. Am tollsten trieben es elf junge Burschen; sie hatten die abenteuerlichsten Masken ausgesonnen und sich in dieselben gesteckt, hielten zusammen und stürmten in Reutte herum wie das wilde Heer. Man wußte, wer sie waren, wenn man auch nicht den einzelnen erkannte, und wußte auch, daß ihrer nur elf waren. Einer sprang und tollte voran, die anderen folgten paarweise mit Geschrei und lautem Hallo. So trieben sie es bis spät in die Nacht hinein, und da waren just um Mitternacht auf einmal sechs Paare, denn zum Zugführer hatte sich ein zweiter gesellt, der ohne Maske war und über dessen Anblick doch jeder, der ihn sah, sich entsetzte. Und das war kein anderer als der leibhafte Teufel in seiner ganzen abschreckenden Gestalt und Erscheinung. Er hupfte und tollte und glühte über und über und leuchtete demnach schauerlich durch die Nacht, und seinen Gefährten grauste, als sie diesen Spielgesellen gewahrten, aber es half nun nichts; sie mußten ihm folgen durch die ganze Nacht, bis zum ersten Hahnschrei. Da griff der Teufel seinem Nebenmann in den Nacken, brach ihm das Genick und fuhr mit seiner Seele samt Haut und Haar von dannen.

Teufelsmaske, Zeichnung © Maria Rehm
Teufelsmaske, Zeichnung
© Künstlerin Maria Rehm
© Viktoria Egg-Rehm, Anita Mair-Rehm,
für SAGEN.at freundlicherweise exklusiv zur Verfügung gestellt


Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 144