Ein Mönch rettet die Teufelsbeschwörer
In einem Wirtshause zu Kaltern saß eine Anzahl wüster Zechgesellen,
Studenten, beisammen, die zuletzt auf den Gedanken kamen, den Teufel zu
rufen, damit er sie Künste lehre, ihnen gleichsam eine Vorlesung
halte, wie ein Professor. Die Teufelszitation erfolgte, und der Teufel
war auch wirklich so gefällig, zu erscheinen, was er nicht immer
tut, wenn er gerufen wird. Man einigte sich mit ihm, als Honorar jenen
Studenten zuzugestehen, der zuletzt aus dem Zechgemach gehen werde; dies
hatte der Teufel ausbedungen; denn Privatissima gratis zu lesen kann man
keinem Professor und selbst dem Teufel nicht zumuten. Darauf begann das
Kollegium. Der Teufel lehrte, wie man des Heiligen spottet, das Recht
verdreht, mit Menschenleben experimentierend spielt und Gott leugnet.
Er lehrte, wie man der Unvernunft Tempel baut, dem Meuchelmord Hymnen
singt und Musik macht, die Werke edler und hoher Geister in den Staub
zieht und die eigenen bleiernen Machwerke vergoldet und sie glänzen
läßt. Er lehrte, wie man auf dem Mantel fährt und ihn
nach dem Winde dreht, wie man Prinzen zu Tyrannen erzieht und große
Talente geistig niederdrückt, wie man der Sitte Hohn spricht und
endlich, wie man alle Kunst und alles Kunststreben mit roher Teufelskunst
vernichtet, welches letztere Kritik genannt wird. Die Studenten lernten
sehr viel in dieser einen Stunde; aber sie waren undankbar, sie meinten,
diese Künste taugen nichts, sie müßten mehr lernen und
erbaten vom Teufel ein zweites Kollegium in der nächsten Nacht, und
dann solle er seinen Lohn doppelt haben. Der Teufel nimmt auch lieber
zwei Vögel auf einen Schuß und ging darauf ein. Mittlerweile
teilten sich jene einem Mönch mit, und dieser verhieß ihnen,
daß alle frei ausgehen sollten. In der zweiten Nacht lehrte der
Teufel weiter. Er las über die Vorteile der Lüge und des Meineides,
über das Behagen, welches ein Richter bei ungerechtem Urteil und
Geschworene empfinden, wenn durch ihren Spruch, auf irrige und falsche
Anklagen hin, Unschuldige verurteilt worden sind, über den Nutzen,
völlig Gesunde in Irrenhäusern einzusperren und ihre Güter
zu verwalten, über den Segen der Volksherrschaft, wenn alle gebieten
und keines gehorchen will; über die politische Freiheit mit dem "ch"
und ohne "i", über die Glorifikation aller Fleischeslüste
und des Selbstgottseins der Menschennatur, gegenüber dem Scheinen
einer erträumten Gottheit. - Solches Kollegium schmeckte. Wie es
aber zu Ende kam und der Teufel sich zwei Zuhörer packen wollte,
trat ihm ein Mönch mit dem Skapulier und Brevier entgegen, ließ
die Studenten hinter sich alle zur Tür hinausschlüpfen und ging
dann rücklings ebenfalls hinaus. Der Teufel aber hielt sich vor dem
Geruch der Heiligkeit des Mönchs die Nase zu und tat vor Wut einen
Bockssprung bis hinauf zur Decke, wo er sich fast die Hörner einstieß.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 392.