Das Mörderloch
Unweit Telfs bildet die Straße nach Vorarlberg einen Hohlweg, der wird das Mörderloch genannt. Vorzeiten führte hier kein Weg vorbei, sondern er zog über den sogenannten Kopf ziemlich steil und unbequem durch den Wald, welcher "Zimmerberg" heißt. In diesem Walde hielt sich eine Bande Raubmörder auf, welche zur Nachtzeit die Reisenden beraubten und häufig auch ermordeten und deren Leichname in eine Vertiefung am Berge der Niederung zu warfen. Dieses war das sogenannte Mörderloch. Gottes Gericht machte endlich dem Frevel ein Ende; während eines Unwetters ging die Hütte des Räubers, die sich unweit dem jetzigen Bauerngehöft "Zum Gerhart" befand, mit der ganzen drinnen versammelten Bande unter. Erst nach langen Jahren, als die neue Straße gebaut wurde, entdeckte man die Mördergrube voll modernder Gebeine der Erschlagenen.
Andere wollten behaupten, es habe sich von Mieming aus ein Wildbach nach
Telfs ergossen und den Felsen so ausgehöhlt und ausgewaschen, daß
man leicht durch ihn hindurch die Straße habe fahren können.
Noch immer rinnt zwischen den Felsen zur Seite des Weges ein kleines Bächlein
hin.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 134