Die Pfannhexen
Der Paul Simon in Windg'saß zuinnerst im Schwendberg, mit seinem
eigentlichen Namen Simon Daum geheißen, weiß vieles zu erzählen
von einer noch unbekannten Art geheimnisvoller, mystischer Wesen. Sein
Wohnort liegt freilich tief hinten im Gebirgsschoße, und wer hin
will, muß von Zell, droben im Zillertal, nach Hippach gehen und
von da noch 2 1/2 Stunden bis zum Weiler Grün, und wenn er dort ist,
so ist er noch lange nicht im Windg'saß (im Sitz des Windes). Es
gibt halt Pfannhexen, sagt der Paul Simon, er glaubt es und noch viele
andere mit ihm. Selbige sind sehr böse; sie schleichen am Tage und
bei nächtlicher Weile herum wie die Katzen, sie können sich
klein und groß, schwarz und weiß machen. Man würde sie
kaum gewahr werden, aber zum Glück pfeift und tanzt und dreht immer
am Tage ein Windgisperl (kleiner Wirbelwind) vor ihnen her, der ihre Anwesenheit
verrät. Man heißt sie Pfannhexen, weil sie nichts lieber tun
als Mus und sonstige Speisen in den Pfannen zu verderben. Eine Köchin
darf nur eine Pfanne voll Mus allein stehen lassen und davon weggehen
oder sie vor die Türe zur Abkühlung stellen, wie es bei den
Bauern üblich ist, gleich ist eine Pfannhexe da und wirft Mist und
Unrat und Teufelsdreck hinein, daß allen der Appetit vergeht, die
davon essen wollen. Ebenso stellen sie den Hennen nach, wenn sie in den
Hühnerstall gelangen können, und drehen diesen die Hälse
um, den Hähnen aber tun sie nichts. Es gibt aber auch Abwehr- und
Rachemittel gegen die Pfannhexen. Z.B. macht man eine Pfanne ganz glühend,
in welcher ein solches Mistvieh die Speisen verdorben hat, und scharrt
dann mit einem Messer heftig drinnen herum, daß man das Geräusch
recht weit hört; das sengt und brennt dann der Pfannhexe die Haare
vom Kopf, und nun ist sie jedermann kenntlich.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 69