Der Quatemberhund
In Hall wissen die Leute vieles von einem spukenden Hunde zu sagen, der
sich bloß in den Quatembernächten sehen läßt, der
groß und schwarz von Gestalt und Farbe ist und an dem linken Fuße
hinkt. Es sei, so wird erzählt, vor 100 Jahren ein Metzgergeselle
in Hall gewesen, der lieber getrunken als gebetet hat. Die Frühmesse
verschlief er, weil er mit seiner Kameradschaft bis tief in die Nacht
zechte und Karten spielte. Einst hatte dieser Geselle an einem Frauentage
im August (allwo die "fürnehmen Dreißgen" Anfang
nehmen) all sein Geld vertrunken und verspielt, kam vor Wut fast besinnungslos
nach Hause, ergriff ein Schlächterbeil und schlug einem Bilde des
Gekreuzigten, das im Vorhause in einer Ecke hing, den Kopf ab. In demselben
Augenblick stürzte der Frevler tot zu Boden. Eine Magd hörte
den Fall, schaute aus ihrer Kammer heraus und sah einen großen,
schwarzen Hund heulend an ihr vorbeilaufen. In diesen Hund war der Metzgergeselle
zur Strafe verwandelt worden, der sich hernach in jeder Quatembernacht
sehen ließ. So haben ihn viele erblickt, rastlos umherlaufend, den
linken Hinterfuß nachschleifend und zum Himmel laut aufheulend,
der kein Mitleid für ihn fühlt, daher soll er noch immer unentsühnt
umherspuken.