Der Schandfleck
Links von Flaas am Umsteige der Lawend liegen einige Wiesen, deren Besitzer
jetzt ein Bauer auf dem Weiler Glaning ist. Diese Wiesen führen im
Volksmunde sowohl wie selbst in alten Grundbüchern den nicht wohlklingenden
Namen: Der Schandfleck. Dunkle Sagen gehen darüber von dunklen Taten,
welche sich nicht erzählen lassen. Nordöstlich überm Weiler
Glaning stand in der Nähe des Steiflerhofes ein Schloß, von
dem nur noch ein Turmrest vorhanden, darin saß ein Kitteler (Mädchenjäger),
welcher grausame Untaten verübte. Aber die Strafe blieb nicht aus,
der Fluch traf ihn, sein Schloß wurde von erzürnten Vätern
geraubter Jungfrauen berannt und verbrannt, er selbst gefangen und in
Stücke zerrissen und sein elender Leichnam auf eine jener Wiesen
verscharrt, die zumeist der Schauplatz seiner Schandtaten gewesen war
und nun immer noch den entehrenden Namen trägt. Des Bösewichtes
Name aber ist gerechterweise der Vergessenheit anheimgefallen. Einige
wollen, der Name des Schlosses sei Altenberg gewesen, nicht zu verwechseln
mit dem Dorfe Altenberg überm Kälterer See. Dies ist nicht zu
erweisen; nur der Berg, der unterhalb dem Steiflerhofe sich hinzieht,
heißt der Alten.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 286.