Die Schatzheberinnen
Derselbe Trögl Peter hat auch einmal zwei Bäuerinnen angetroffen, die knieten beim Unterläger auf dem Boden und lispelten fort und fort unverständliche Worte. Dieses wahrnehmend, stieg der Peter heimlich, ohne jene zu stören, auf den Schafstall und belauschte sie unbemerkt. Nach einer Weile hörten diese auf mit ihrem Gelispel und Geflüster, gingen aufs Oberläger, breiteten droben ein feuerrotes Tuch aus und begannen abermals aus einem Buche vereint und halblaut zu lesen.
Das waren Schatzheberinnen, welche aber diesmal ihre Mühe vergeblich
anwendeten, denn es zeigte sich weder ein Schatz noch das Hilpoltmandl
sichtlich - unsichtbar mochte es aber vielleicht zugegen sein, denn mit
einem Male wehte es kalt und schaurig wie Fernerluft und Eishauch des
Todes auf die Weiber und den lauschenden Peter, und die Weiber erhoben
sich fast schon steifgefroren und verließen den Platz, was denn
gleich darauf auch der Peter tat, und es war auch hohe Zeit dazu, denn
er hatte bereits die Finger, die Ohrläppchen und die Nase erfroren.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 76