Die Schmerzhafte Muttergottes
Zwischen Niederhof und Toblach im Pustertale auf der sonnenseitigen Höhe Aufkirchen steht seit 1340 eine Wallfahrtskirche, die vom Papst Paul II. mit vielen Ablässen begnadigt ist.
Der Gegenstand frommer Verehrung ist ein uraltes, seltsames Bild der Schmerzhaften Jungfrau Maria mit 7 Köpfen, fast heidnisch aussehend. Rings um die Kirche hat sich die Gemeinde Aufkirchen (Aufkirchen hat 12 Häuser und nicht über 90 Einwohner) mit einem Ortsgeistlichen zur Pflege angesiedelt. - Die 7 Köpfe sollen jedenfalls die "7 Schmerzen Marias" bedeuten. Man pflegte im Pustertal sehr häufig "die Schmerzhafte Muttergottes mit 7 Schwertern", statt einem Schwerte nach dem Ausspruch der Hl. Schrift, Luk. 2,35.: "... und auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchbohren", darzustellen.
Auch nahe bei München steht eine vielbesuchte Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes mit gleichem Bilde, aber ein siebenköpfiges möchte wohl einzig sein.
Nicht unmöglich ist es, daß der alte Künstler mit diesem Bilde einen christlich-mythischen Gegensatz zu dem siebenköpfigen Tier der Apokalypse, Kap. 13, darstellen wollte, die Heilserscheinung des Christentums durch die Muttergottes, gegenüber dem Heidengreuel oder dem Gotteslästerer, welchen das siebenköpfige Tier der Apokalypse versinnbildlicht.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 325.