Die drei schwarzen Ritter
Auf einem Bergvorsprung an der Straße, welche vom Etschtal ins
Fleimser Tal führt, steht kaum eine Stunde von Neumarkt das Dorf
Montan, etwas ob demselben das Schloß Enn, einst ein römisches
Kastell zum Schütze der nahen Mansion Endide, später eine Burg
der Herren von Enn, sehr rauflustiger und unruhiger Ritter, die zu Ende
des elften Jahrhunderts meuchelmörderisch den Grafen Heinrich von
Eppan, der auf dem Schlosse Eschenloh im Ultentale wohnte, ermordeten.
Obgleich sie den Mord mit Goldbuße sühnten und Friedrich von
Wangen, der Bischof von Trient, sie später mit ihren eingezogenen
Gütern wieder belehnte, so müssen doch die Meuchler noch jetzt
gespenstig umgehen und können nie Ruhe und Sühne finden. Es
sind der Geister drei, die als schwarze Ritter in den äußeren
Räumen herumirren; dann hört man auch das Seufzen eingemauerter
Gefangener und in der Folterkammer ein Gewinsel. Hierauf steigen die verdammten
Ritter in die Folterkammer hinunter, und dann wird alles ruhig und totenstille
- der Spuk ist zu Ende.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 394.