WIE DIE SENNIN MIT DEM TEUFEL TANZTE
Nahe dem Dorfe Kössen liegt die Eggeralpe; auf dieser war eine junge Sennin, ein schönes lebenslustiges Madl, die tanzte für ihr Leben gern, und nichts ging ihr übers Tanzen.
Unterinntaler Tracht, Tirol
© Künstlerin
Maria Rehm
© Viktoria Egg-Rehm, Anita Mair-Rehm,
für SAGEN.at freundlicherweise
exklusiv zur Verfügung gestellt
Das wußten die Senner in der Nachbarschaft, kamen oft auf die Eggeralpe, brachten auch Madln mit, Musik fand sich auch, denn wer gern tanzt, dem ist leicht gepfiffen, und eine Violine, eine Schwögl oder ein paar Alpenzithern finden sich überall, und da tollte und tanzte das junge Volk oft bis nach Mitternacht. Eines Abends aber war die tanzlustige Sennerin mit ihrer Kameradin ganz allein und sehnte sich, von Langeweile geplagt, sehr nach dem Tanz. Alle Augenblicke sprach sie: "Ach, wenn heute nur einer käme!" Und da keiner kam, so rief sie im Unmut: "Tanzen muß i heut noch, und sollt's mit dem Teufel selber sein!"
Ihre Kameradin verwies ihr die Lästerrede, aber indem diese noch sprach, jodelte es über die Alpe her, laut und immer heller und gellender.
"Hörst du's? Jetzt kommt aner und gwiß a lustiger! Sackra, wie der jodeln kann! Wie aner jodelt, so tanzt er!"
Und da trat ein Jäger in die Sennerhütte und fragte die Sennin gleich ums Tanzen, und sie sagte auch gleich freudig ja, denn alle Pulse schlugen ihr schon nach dem Vergnügen, und nun begann der Tanz; erst langsam, dann schnell und immer schneller, und der Tänzer hörte nicht auf, und die Tänzerin wurde bleich und atemlos, aber fort und fort riß ihr Tänzer sie herum im tollen Wirbel, und in der Stubenecke stand grinsend der Tod und geigte mit einem Knochen. Die Zuschauerin in Todesanest lief hinab und holte einen Priester - dieser kam eilend und brachte mit harter Mühe den Jäger zum Weichen, die Tänzerin aber fiel aus seinen Armen hin, steif und kalt, wie ein Holzblock. Sie war tot - der Jäger hatte ihre Seele mitgenommen.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben
von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 17