Der Teufel auf Gleif
In der Umgegend von Eppan sind Teufelsspukgeschichten eine Menge vorhanden,
welche mit den Rittern und Edelleuten, deren Schlösser und Ruinen
so malerisch die Landschaft zieren, die aber in Saus und Braus gelebt,
böse abrechnen. Auf dem Kalvarienberge ob Eppan - "Gleif"
genannt -, mit der wunderschönen Aussicht (in dessen Nähe die
Ansitze "Gleifheim" und "Englar" stehen), zeigt man
etwa 100 Schritte hinter demselben einen sonderbaren Porphyrfelsen, der
die Form von einem modischen Lehnsessel hat und bis auf die Jetztzeit
von Moos und Flechten frei blieb, während alle ändern Gesteine
rings von solchen Pflanzen überwuchert sind. Nur müßigen
Händen und dem Zahne der Zeit ist es gelungen, an dem Porphyrsessel
manches zu zerstören. Einst machte der Teufel um Schulthaus die Gegend
unsicher und trat einer spät in der Nacht heimkehrenden Dirne in
den Weg, er wußte mit listigen Kniffen und Pfiffen sie zu überreden,
mit ihm zu gehen, was sie auch tat. Hierauf schickte er sie um Wein und
Brot aus, und die leichtsinnige Dirne holte ihm alles, so wie er befohlen
hatte. Bei diesem Felsen tranken sie und unterhielten sich einige Zeit;
als sie jedoch seinem ungestümen Wesen nicht Genüge tat, erdrückte
er sie am Lehnsitze und so heftig, daß die Eindrücke zur Warnung
der jetzigen Bewohner noch zu sehen sind. Das mögen die Dirnlein
wohl beherzigen und nicht nächtlicherweile herumstreifen, denn noch
sind die Teufel nicht ausgestorben. Auch beim Blashofe unweit St. Pauls
wird in der Nähe des Gottesackers ein Sandstein gezeigt, von dem
man ganz dieselbe Sage erzählt.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 387.