Teufelsblendwerk

Ein Bauer, der auf dem Schlerngebirge Wiesen hatte, fuhr vom Dorfe Völs unterm Schiern, wo er wohnte, nach diesen seinen Bergwiesen. Etwa nach zwei Stunden langte er bei "Peterfrag" an, wo ein Christuskreuz mit Muttergottes und St. Johannes aufgerichtet ist, und betete, wie es Brauch ist. Kaum graute erst der Morgen, doch war es licht genug, daß der Bauer bemerken konnte, wie vor seinen Ochsen, die er am Bergwagel vorgespannt hatte, große Haufen lagen; ob's Steinhaufen, Holzhaufen oder andere waren, das konnte der Bauer nicht erkennen. Er ließ sich auch nicht lange narren und schrie: "Hi! Zu!", und die Ochsen wollten gehen, konnten aber nicht. Jetzt ging der Bauer vor die Ochsen mit seinem großen Stecken und schrie: "Mach dich durch!" und kreuzte mit dem Stecken in die Luft, und alles Haufenblendwerk rauschte und rauschte augenblicklich durch die wilde Teufelsschlucht hinunter, die bei Peterfrag am Wege ist. Nun fuhr er ungehindert einen Büchsenschuß weit vorwärts und aufwärts, wo die Wand' anfangen; eine Felsenenge, durch welche der Weg führt. Bei diesen Felsen ist eine Höhle, welche einst der Teufel gegraben haben soll, der dort die Leute erschreckte oder auf sie paßte. Dann haben aber die Alten das Teufelsloch gesäubert, indem sie "unsern Herrn im Ölberg" mit dem Petrus, Johannes und Jakobus hineinsetzten, wie noch jetzt zu sehen ist. Ein Vaterunser hat noch nie geschadet, daher der Bauer auch hier eins betete. Die Wänd', d. h. diese Klamm, dauern fast ¾ Stunden, es geht immer steiler empor, und es gibt keinen ändern Weg, um das Bergheu herabzubringen. Da fuhr der Bauer nun durch und kam am Ende der Wand' oben "am Sessel" an, wo die erste Heuhütte steht. Hier fand er einen bekannten Bauer, der ihm mit Schrecken erzählte, daß auch in vergangener Nacht der Teufel auf dem gleichen Wege ähnlichen Spuk verübt, ja mit Gestein und Holzmassen den Pfad aufgefüllt habe, daß kaum durchzukommen war.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 362.