VERDÄCHTIGE WINDSTÖßE

Ganz nahe bei Kufstein steht der einsame Bauernhof "Zu den Ainifen" (Eilfen), an welchem blutige Erinnerungen haften. Als Kaiser Maximilian im Jahre 1504 die Festung Kufstein belagerte und dessen Kommandant Hanns Pienzenauer zum Spotte mit einem Besen die Festungsmauern abkehrte, verdroß es den Kaiser so sehr, daß er der ganzen Besatzung den Tod schwor und dem eine Maulschelle zu geben drohte, der dafür bitten würde. Die Festung wurde genommen, und Pienzenauer und seine Mannschaft hinausgeführt zum Tode. Pienzenauer und zehn seiner Gefährten waren schon enthauptet, da bat der anwesende Herzog Erich von Braunschweig um Gnade für die andern. Dieser eine Liebling des Kaisers erhielt einen Backenstreich, doch die übrigen waren gerettet. Die elfe wurden hier eingegraben, eine am Hause angebrachte Tafel hält jene Exekution in Erinnerung. Aber wenngleich die armen Gerichteten lange schon zu Staub und Erde zerfallen sind, so wagt sich um Mitternacht nicht leicht ein Wanderer über die Flur; denn dann weht ein Gisperwind stoßweise auf den Menschen, daß er ob dem verdächtigen Gebaren eiligst davonrennt und froh sein muß, wenn ihm nicht ein "Gallschuß" im Fuß bleibt.

Kufstein©Berit Mrugalska
Stadt und Burg/Festung Kufstein am grünen Inn
Seit 1205 nachweisbar, massive Ausbauarbeiten im 16. Jh. und wuchs
u.a. durch Michael Zeller "zur stärksten und modernsten Festung des Landes." DEHIO-Tirol, 1980, S. 439.
© Berit Mrugalska, Mai 2004


Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 26