Die wunderbaren Bilder
Burgruine Schrofenstein, Stanz bei Landeck
Erste Nennung 1228, mehrmalige Verlegung des Zuganges mittels Holzbrücke
Vgl. DEHIO-Tirol, 1980, S. 763f
© Peter
Schneider
Nahe bei Stanz unweit Landeck ragt auf einem Felsen eine Burg in Trümmern, die alte Feste Schrofenstein. Das Schloß soll schon zu den Römerzeiten erbaut worden sein und erlebte mancherlei Schicksale. Eine Sage von ihm scheint in fernliegende Zeit zu fallen. Nach ihr wurde die alte Burg von einer sehr frommen Familie bewohnt und von einem sehr erbitterten Feind lange und hartnäckig belagert, der aber mit seinen Pfeilgeschossen gegen die festen Türme und Mauern nichts ausrichten konnte. Der Feind beschloß zwar, die Belagerten auszuhungern, doch wurde er damit auf eine harte Probe gestellt, denn eine Windmühle, auf einem der Türme angebracht, drehte fleißig ihre Flügel, mithin schien es nicht an Korn zu fehlen, und im Keller lag ein Faß Wein, das so unerschöpflich war, wie das gesegnete Ölkrüglein der Witwe. Auch sah man noch großmächtige Alpenkäse, so groß wie Mühlsteine, zum Trocknen aufgestellt. Gleichwohl stand es mißlich um die Frommen in der Burg - das Korn war zu Ende, man ließ aber die Mühle leer gehen. Die Käse waren ausgehöhlt, und was der Feind sah, war deren Rinde. Der Wein, den man dem Feind zum Frühstück hinabsandte, gehörte zu den letzten Flaschen aus dem nun leeren Fasse. Der Feind aber dachte: Sie mahlen noch, sie haben noch große Käse, sie zechen noch Wein, wer weiß, auf wie lange - du willst Zeit und Geld sparen und abziehen. Gedacht, getan, und die Frommen, die nur noch drei Tage zu leben gehabt hätten, waren erlöst. Da ließ die Familie zum Danke so viele Heiligenbilder schnitzen, als sie Häupter zählte, und sie in der Kirche zu Landeck aufstellen. Diese Bilder hatten alle offene Augen. Aber sowie eines der Familienmitglieder mit Tod abging, schloß eines der Bilder seine Augen für immer zu. Die Bilder sind noch immer in der Kirche zu Landeck zu sehen.
Eltern des Stifters Oswald und Praxedis von Schrofenstein
vor dem hl. Oswald
Predella des Schrofensteinaltars in der Pfarrkirche Landeck, Anfang 16.
Jh.
Vgl. DEHIO-tirol, 1980, S. 456
© Berit
Mrugalska, 13. September 2004
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 194.