Die Zischkin - eine Hexe
Bei Uderns im Zillertal erhebt sich der grüne Kupfnerberg, welcher mit acht bis neun behäbigen Bauernhäusern geziert ist. Das Häuslein zu höchst oben war einst von der "Zischkin" bewohnt, welche als sehr mächtige Hexe allbekannt war. Von ihrem Wirken und Schaden wird mancherlei erzählt, unter anderm folgendes: Am Antlaßfest (heil. Blutfest) tragen die jungen Mädchen und Jungfrauen bei der Prozession Kränze in den Haaren. Da war eine blühende Jungfrau in dem untern Hof, die band sich vor Freude schon sehr zeitig den Kranz um den Kopf und ging damit in aller Früh hinauf auf den Berg, ihre Kühe zu melken. Da begegnete sie der Zischkin, die sah das schöne Mädchen neidisch an und sagte: "Du wirst auch nicht so lustig vom Berg herabgehn." Und wie das Mädchen die Kühe gemolken hatte und herabkam, ward es krank und kam alsbald zum Sterben. Das Mädchen erzählte von den Worten der Hexe. Daher ging der Vater desselben zur Zischkin hinauf und bat sie, den Bann von der Tochter zu nehmen, allein vergebens. Man trug sogar die sterbende Tochter hinauf, allein die Hexe sagte, daß sie nicht mehr helfen könnte, wenn sie auch wollte, weil sie die Sachen ins Wasser geworfen hätte.
Der Kupfnerberg, Uderns
Im Vordergrund der Weiler Finsing
© Berit
Mrugalska, 5. September 2004
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 62