DER BOCK AUF DER ALM
I.
Man hat dort auf der Alm bei der Herde einen Geisbock gesehen, der nicht
dazu gehörte. Der Hirte schoß nach ihm, sah, daß er ihn
getroffen, und daß er zusammenstürzte; aber den nächsten
Tag stand er wieder lebens auf seinem alten Platz. Zum zweiten Mal wagte
der Hirte nicht auf ihn zu schießen.
II.
Einst sah ein Bauer nachts einen kräftigen Geisbock und wollte ihn
fangen. Kaum hatte er das zottige Fell mit den Händen erfaßt
, sprang der Geisbock auf und davon. Doch nicht in gewöhnlichen Sprüngen,
sondern in ungeheuren Sätzen durch die Luft von Berg zu Berg und
von Joch zu Joch. Als der Bauer wieder zu sich kam, lag er weit drinnen
im Welschland auf einer Bergspitze.
Quelle: Der Bock auf der Alm I: bei Grasstein.
Rehsener: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 4, 1894, 122. -
II: aus Nesselwängle. Metzler, Sagen aus dem Außerfern: Zeitschrift
für österreichische Volkskunde 23, 1917, 125.
Aus: Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 37, Seite 26