Die Baumgartner wilden Fräulein
Auf der Baumgartner Feldalm lebten vor langer, langer Zeit eine Schar wilde Fräulein. Im Sommer fuhr ein reicher Bauer mit seinen Kühen auf diese Alm. Da die Alm sehr fruchtbar war, gaben die Kühe viel Milch, und der Bauer konnte viele Produkte, besonders Butter, von der Alm wegführen.
In der Nähe lebten die wilden "Freil" (Fräulein). Sie waren sehr arm und kamen oft zum Senner dieser Alm und baten diesen um Milch und Butter. Der Senner dieser Alm gab er ihnen gern etwas; brachte es doch Segen für die Alm.
Als nun ein anderer Senner auf diese Alm kam, wurden die Almleute übermütiger. Man begann mit Butterknollen Kegel zu spielen. Wie die wilden Fräulein dies sahen, weinten sie bitterlich. Sie zogen zu der Almhütte, klagten den Senner, daß sie nun verhungern müssen, weil er und seine Leute mit kostbarem Butter Kegel gespielt hat.
"Pero, Pero", klang es durch die Luft, und die wilden Fräulein verschwanden für immer.
Die Worte "Pero", sollen soviel wie "Berg-ab" bedeuten,
und man sagt auch, daß die Baumgartner Feldalm immer schlechter
geworden ist. Es ging "berg-ab".
Quelle: Anton Schipflinger in: Tiroler Grenzbote, 1936
Nr. 42; Die Heimat Glocke (Beilage zum Tiroler Grenzboten und zum Tiroler
Volksblatt, Blatt 16, S. 6.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).