Das Elsbethenkirchlein
Am Fuße des Engelsberges steht das liebliche Elsbethenkirchlein. Mit Recht kann man es als eine Wallfahrtskirche gelten lassen. Über dieses Kirchlein konnte ich auch einige Sagen erfahren. Steht es ja mit der Ruine Engelsberg im Zusammenhang. Ein Itterer Ritter soll nach der Sage das Kirchlein erbaut haben. Die Entstehungssage wurde dem Bild, welches im Kirchlein hängt und Darstellungen über die Sage zeigt und zugleich auch nachstehende Sage in Worten wiedergibt, entnommen.
Die Elsbethenkapelle in Hopfgarten im Brixental,
Tirol
gestiftet 1494 von Propst Bartholomäus Hamersbach
Vgl. Dehio-Tirol 1980, S. 349
© Berit
Mrugalska, 29. Mai 2005
Auf dem Schloße Högau lebte ein alter Ritter, welcher nur eine Tochter namens Elsbeth hatte. Dieselbe war sehr fromm. Der stolze Rittersmann von der Burg Itter begehrte sie zur Frau. Der Vater willigte nicht ein und sprach: "Meine Tochter wird mit einem frommen Manne bei einem Bissen Brot glücklicher sein, als mit einem gottlosen Reichen."
Die Gründungslegende der Elsbethenkapelle
in Schrift und Bild, Elsbethenkapelle
© Berit
Mrugalska, 29. Mai 2005
Bald darauf vermählte sich Elsbeth mit dem Ritter von Engelsberg. Als das Hochzeitsmahl gehalten wurde, hörte man plötzlich Waffenlärm. Der erzürnte Ritter von Itter war mit seinen wilden Kriegsknechten erschienen, eroberte das Schloß Högau und nahm die Neuvermählten und die Eltern der Braut gefangen. Elsbeth und ihren jungen Gemahl ließ er in einen tiefen, finsteren Kerker sperren, und zum Vater der Braut sprach er: "Mit einem frommen Manne wird deine Tochter bei einem Bissen Brot glücklicher sein, als bei einem gottlosen Reichen. Wohlan, Brot will ich ihnen geben, Wasser mögen sie sich selber suchen. Nun wollen wir uns herzlich freuen des Glückes deiner Elsböth bei dem frommen Engelsberger."
Tage vergingen, die jungen Eheleute erhielten nur Brot, sie waren nahe daran vor Durst zu verschmachten. In dieser größten Not wurde ihr Gebet wunderbar erhört. Auf einmal wurde es im Kerker helle, wie am Tage, die hl. Elisabeth stand vor ihnen und zeigte auf die schwarze Mauer hin, aus welcher eine silberklare Quelle hervorsprudelte.
links Darstellung: Gefangennahmen des Ritters
von Engelsberg
recht Darstellung: die heilige Elisabeth erscheint dem Paar im Kerker,
eine Quelle
entspringt und der Ritter von Itter läßt seine Gefangenen frei
© Berit
Mrugalska, 29. Mai 2005
Der Ritter von Itter trat eben, da dies geschah, in das Gefängnis, mit der Absicht, die beiden zu verhöhnen. Er sah den Lichtglanz und die reine Quelle. Tief ergriffen hievon und durch die Gnade Gottes gerührt, legte er seinen Groll ab.
Zum Beweise seiner Bekehrung erbaute er das Elsbethenkirchlein am Fuße
des Engelsberges. - Dies ist geschehen im Jahre 1494.
Quelle: Anton Schipflinger in: Sonntagsblatt Unterland
1937, Nr. 20, S. 5
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).