Der Bock von der Gumpau
Auf dem Bauernhöfe Gumpau hauste in alter Zeit ein reicher, eigensinniger Bauer. Was er sich in den Kopf setzte mußte geschehen, wenn es auch keinen Nutzen brachte. Zu Lichtmeß kam eine neue Dirn. Sie hatte von diesem Bauern schon oft reden gehört, aber sie wollte doch, ein Jahr wenigstens, Dirn sein.
An einem Sonntag sagte der Bauer zur Dirn: "Heut Nachmittag wirst du Erbsen setzen." "Ist Morgen auch Zeit", erwiderte die Dirn und ging zur Kirche. Der Bauer blieb daheim und dachte nach, wie er die Dirn zur Sonntagsarbeit bringen könnte. Er wollte unbedingt, daß am heutigen Sonntagsnachmittag Erbsen gesetzt werden. Die Dirn war jedoch nicht zu bewegen etwas zu arbeiten. Sie gab ihm immer eine "gschnappige" Antwort und damit mußte der Bauer zufrieden sein.
Wie er nun sah, daß alles Reden und Drohen nichts nutzte, fing er an Verwünschungen auszusprechen.
In der folgenden Nacht kam ein Ziegenbock zum Fenster des Bauern und forderte diesen auf mitzugehen. Der weigerte sich, denn er hatte Furcht vor einem "redenden" Bock. Da drohte der Bock mit dem Teufel. Jetzt überlegte es sich der Bauer und ging mit.
Vom Bauern hörte man nichts mehr. Der Bock kam noch oft nach Gumpau,
aber er fügte niemandem ein Leid zu.
Quelle: Anton Schipflinger in: Tiroler Heimatblätter,
1939 Nr. 4, S. 114-116.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).