Die Hexe auf Matzen
Krieg herrschte im Tirolerland. Bayrische Ritter hatten bereits Rattenberg in ihren Händen. Schon standen vor Matzen die feindlichen Ritter und Knappen. - In dieser Zeit lebte auf Matzen eine Magd, die im Rufe, eine Hexe zu sein, stand. Der Burgherr wollte übergeben, denn er war für einen Kampf für längere Zeit nicht gerüstet. Bevor er zur Übergabe schritt, ließ er die Dirn zu sich kommen und frug sie um Rat.
"Drei Tage aushallen, dann ziehen die bayrischen Reiter landaus in ihre Heimat, denn ihnen geht es genau so wie dir", lautete der Rat der Magd.
Der Burgherr wartete drei Tage. Und richtig, am dritten Tage zogen die bayrischen Ritter ab, räumten Rattenberg und zogen in ihre Heimat.
Der Schloßherr gab der Magd einen ansehnlichen Geldbetrag sowie das Recht, daß sie auf Schloß Matzen das Recht der Zuflucht und Ernährung zu jeder Stunde beanspruchen könne. Das Geld lehnte sie ab, das Recht der Zuflucht nahm sie dankend an und versprach, jedem Inwohner des Schlosses mit Rat zur Seite zu stehen, wenn ein solcher von ihr gebraucht werde.
Burg Matzen
urkundl. Erwähnung 1278
der sechsgeschossige, runde Bergfried geht auf das 2. Viertel 16. Jh zurück
Vgl. DEHIO-Tirol S. 638
© Berit
Mrugalska, 6. August 2004
Einmal fragte der Burgherr, ob die bayrischen Ritter noch einmal vor Matzen kommen werden. Die Magd erwiderte: "Drei Sommer nach meinem Tode werden wieder bayrische Ritter vor Matzen stehen. Für dieses Mal gebe ich den Rat: man schaffe Pech in das Schloß, siede es in der Stunde des Kampfes recht heiß und gieße es eine Stunde nach Mitternacht, jeden Tag einen Kessel voll, vom Burgfried in die Tiefe. Nach sieben Tagen sind die Belagerer dahin."
Die Voraussagung der Magd traf haargenau ein. Man tat, wie sie geraten. Jedesmal, wenn siedendes Pech in die Tiefe gegossen wurde, hörte man Ritter jammern, denn sie wollten die Burg ersteigen und wurden mit siedendem Pech empfangen. Am siebten Tage zogen sie ab, denn "Matzen ist nicht zu nehmen", lautete der Spruch der Ritter. 1)
1 Diese Sagen erzählte mir ein Bauer, der in der Nähe des Schlosses
Matzen seinen Hof hat.
Quelle: Anton Schipflinger in: Tiroler Heimatblätter
1947, Nr. 1/2, S. 22
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).