Der Teufel von Hörbrunn
Eine gute Gehstunde braucht man, um von Hopfgarten nach Hörbrunn zu kommen. Den Hopfgartnern kommt das Wort "Hörbrunn" fremd vor, sie sagen: "Geh ma in d'Glashütt."
Vor 140 Jahren wurde dort eine Glashütte eröffnet, welche später aufgelassen wurde. Manche Sage umwebt diese einst blühende Glasfabrik.
Die Arbeiter der Glasfabrik waren "Böhm" (Böhmerwäldler) und glaubten auf den Herrgott nicht viel. Deswegen wurden sie von den Hopfgartnern nicht besonders geachtet, und mancher wünschte ihnen, daß der Teufel sie besuchen sollte. Der Wunsch ging in Erfüllung. An einem Werktag, die Arbeiter waren eifrig beschäftigt, schöne Gläser zu blasen, da kam der Teufel. Die Arbeiter warfen alles weg. Es gab nur eine Rettung - fliehen. Aber fliehen, wo doch der Teufel unter der Tür stand, war eine gewagte Sache.
"Hilfe! Hilfe!" riefen die Arbeiter.
Nichts rührte sich. Es schien, als ob sie niemand gehört hätte. Der Teufel trat näher zu den Arbeitern. Diese schrien wieder um Hilfe. Da überrannten einige den Teufel und alle suchten das Weite. Der Teufel, über die Kühnheit der Arbeiter erstaunt, verließ die Glashütte und ließ sich nicht mehr sehen.
Nach langem Zureden nahmen die Arbeiter die Arbeit wieder auf. - Seit
jenem Tage soll bei jeder Sonntagsmesse kein einziger Arbeiter gefehlt
haben, denn sie wollten mit dem Teufel nicht mehr in Berührung kommen.
Quelle: Anton Schipflinger in: Tiroler Grenzbote, 1937
Nr. 21; Die Heimat-Glocke (Beilage zum Tiroler Grenzboten und zum Tiroler
Volksblatt), Blatt 9, S. 6.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).