Der Putz von der Schledereralm
Jedes Jahr, wenn man zur Herbstzeit die Alm verließ, kam einige Tage darauf ein Putz. Er richtete sich die Almhütte häuslich ein und bewohnte sie bis zur Christnacht. In der Christnacht verließ er die Almhütte und kam nicht mehr.
Der Ahndl hatte schon davon erzählt. Und nun wollten übermütige Burschen den Geist sehen.
Am hl. Abend begaben sich mehrere Burschen auf die Schledereralm. Als sie dort ankamen, war alles versperrt. Sie öffneten mit Gewalt.
"Toifl - hol' d' bös'n Buam!" hörten sie fluchen.
Bei der Esse war ein Schemel, auf welchem ein goldenes Kreuz mit einem hölzernen Christusleib lag. Die Burschen nahmen es und betrachteten es.
"Schiabn mas ein", sagte einer von den Burschen und ein anderer hatte es schon in der Tasche.
Mittlerweile kam der Putz. Er schrie sie an: "Geht's weg! Geht's heim! In kurzer Zeit seit's krank."
Die Burschen lachten laut. Sie besahen sich den Putz. Es war ein altes bartloses Männlein mit glühenden Augen und schwarzen Händen. Die Burschen wollten bleiben, doch es wurde ihnen unwohl und sie beschlossen zu Tal zu wandern. Als sie heimkamen, waren sie schwerkrank und starben etliche Tage darauf.
Der Putz kam immer noch auf die Schledereralm. -Alljährlich brannte
in der Christnacht auf den Gräbern der Burschen ein seltsames Lichtlein.
Quelle: Anton Schipflinger in: Wiener Zeitung für
Volkskunde 1937, S. 81 - 83.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).