DER SCHATZ AUF VELLEBERG

Unweit der Straße von Völs nach Götzens liegt auf waldumsäumtem Hügel die Ruine Velleberg. Es sind nur noch wenige Überreste von dem Schlosse vorhanden, und ein armseliges Häuschen steht jetzt an der Stelle, wo früher der stolze Bau mit seinen Erkern und Thürmen geprankgt hatte.
Eines Tages gieng nun ein junger Bursche den Schlosshügel hinan, um Vögel zu fangen. Wie er fast ganz oben war, bemerkte er einen unterirdischen Gang, den er früher noch gar nie gesehen hatte. Neugierig gieng er in denselben hinein und gelangte bald in ein Gemach, auf dessen Fußboden eine Menge Ziegelsteine herumlag. Voll Freude über seinen Fund legte er einstweilen drei Stück in seine Vogelkraxe und gedachte später die übrigen mit einem Karren nach Hause zu führen. Darauf verließ er den Raum und gelangte durch den Gang wieder ins Freie. Auf dem Heimwege spürte er aber, dass die Ziegel immer schwerer wurden, und als er die Kraxe auf den Boden stellte und nachschaute, was denn die Ursache sei, hatten sich die Steine in glänzende Goldklumpen verwandelt. Nun ließ er alles liegen und stehen und lief, so schnell er konnte, zur Ruine zurück, fand aber von dem unterirdischen Gange keine Spur mehr. Enttäuscht kehrte er zur Kraxe zurück, allein zu seinem Entsetzen waren auch die Goldklumpen verschwunden, da er in seiner Übereilung nichts Geweihtes, ja nicht einmal seinen Hut oder ein anderes Kleidungsstück daraufgelegt hatte.
Andere sagen, der Schatz blühe alle acht Jahre als mächtige Flamme auf der Höhe des Hügels. In der Zwischenzeit wachse er immer unter der Erde ein gutes Stück nach aufwärts und abwärts.


Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 54, Seite 56